Erste Erfahrung mit Japanischen Hobeln

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Berthold Cremer
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Erste Erfahrung mit Japanischen Hobeln

Beitrag von Berthold Cremer »


Hallo!

Nun, Wolfgang wollte wissen, welche japanischen Hobel ich bekommen habe. (Siehe weiter unten: Frage zu Ulmia Winkel)

Es ist der ganz kleine 150mm lange und 43mm breite und der 50mm Doppelhobel.

Und nun für alle, die wirklich die ganze Geschichte wirklich wissen wollen:
Am 19. Dez feierten wir Hochzeitstag. Ich hatte schon so eine Ahnung, daß meine Frau vielleicht etwas bei Dieter für mich bestellen würde. Als ich dann aber 2 japanische Hobel bekam, war ich völlig überrascht. (Dieter hat ja schließlich noch andere hübsche Sachen.)

Nun hielt ich die Hobel in der Hand und wußte damit so recht nichts anzufangen. Ich wußte nur: Benutzen kann man die Hobel so noch nicht. Aber wie sollte man so einen Hobel herrichten?

Im Internet bin ich dann auf folgende Seite gestoßen: http://www.japanwoodworker.com/HowtoConditionJapanesePlanes.html

Bevor ich mich ans Werk machte, habe ich mir noch Rat von meinem japanischen Kollegen geben lassen. Er sagt mir, daß er als Schüler, so wie alle japanischen Schüler (zumindest zu seiner Zeit), in der Schule den Umgang mit Hobeln und Sägen gelernt hat. Alle mußten sich wohl einen Stuhl bauen. Natürlich mit japanischem Werkzeug ;-)
Mein Kollege hat mir dann auch vorgelesen, was auf dem Etikett des kleinen Hobel steht. Und ein paar Tipps zum Umgang mit dem Hobel gegeben. Zum Beispiel, wo genau man mit dem Holzhammer hinschagen muß um das Eisen zu lösen, denn in der Internet Beschreibung steht nur, daß man auf die Rückseite schlagen muß.

Nun habe ich mich zunächst dem kleinen Hobel zugewandt. Mit Schleifpapier auf einer Glasplatte habe ich zunächst die Sohle plan abgerichtet. Dann habe ich das Messer entnommen und geschärft (obwohl es schärfer war als ein gebrauchsfertiges Ulmia Messer). Der Spiegelseite habe ich große Aufmerksamkeit geschenkt. Mittlerweile weiß ich, daß man den Begriff Spiegel ruhig wörtlich nehmen sollte! Die Fase habe ich mit der Tormek angeschliffen und dann auf einem Wasserstein verfeinert. Dann mußte ich das Messer in den Hobelkörper einbauen. Dabei habe ich mich an die Anleitung aus dem Internet gehalten. Das ging leichter als ich dachte. Zu guter letzt habe ich noch dafür gesorgt, daß die Klappe dicht aufliegt. Dann wurde es spannend. Die ersten Hobelversuche ... Es klappte ganz prima: Feine hauchdünne Späne rollten sich aus dem Hobel. Auch an Stellen mit wechselndem Faserverlauf riß das Holz nicht aus.

Ähnlich verfuhr ich mit dem Doppelhobel. Da hier das Messer aber noch dicker ist, habe ich auch die Fase von Hand geschliffen. (Bei dünneren Messern wird mir die Fase noch leicht ballig, wenn ich von Hand schleife.) Auch bei diesem Hobel war das Ergebnis für die Mühe eine superfeine Oberfäche und hauchdünne Späne.

Ich habe natürlich auch noch Fragen: Das Eisen ist auf der Spielgelseite hohl. Was ist wenn es so weit abgeschliffen ist, daß der hohle Bereich an der Schneide liegt? Wie kann man das Eisen festkeilen, wenn die Führung im Hobelkasten zu groß sein sollte? Diese Fragen lassen sich vielleicht im Laufe der nächsten Wochen klären.

Bisher habe ich mit dem Hobel nur an Probestücken gehobelt. Ich freue mich aber schon darauf, sie in einem richtigen Projekt einzusetzen.

Gruß
Berthold

Th. Paulke

Hohle Siegelseite

Beitrag von Th. Paulke »


Hallo Berthold !

Die Frage stellt sich bei Stechbeiteln auch. Der Abstand bis der erreicht ist, ist nicht sehr groß ? Was dann, ausschmieden, oder no problem ?

Gruß Thomas

P.S. Viel Spaß beim Hobeln !


Friedrich Kollenrott
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Re: Hohle Siegelseite

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Die hohle Spiegelseite kann man bei den (relativ dünnen) Hobeleisen wieder hohl hämmern (kalt! jedenfalls beschreibt das Toshio Odate so in seinem Buch "Die Werkzeuge des japanischen Schreiners". Man mag es kaum glauben, aber da es sogar ein spezielles Gerät dafür gibt, muss es wohl so sein.). Bei japanischen Stecheisen, die sehr dick sind, geht das bestimmt nicht, da muss der Abtrag auf Fase und Spiegelseite eben miteinander harmonieren. Aber da die japanischen Eisen äußerst verschleissfest sind, dauert es sicher sehr lange, bis das Problem auftaucht.

Friedrich

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Erste Erfahrung mit Japanischen Hobe

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #94071]
Hallo Berthold,
sehr interessant,was du da schreibst, wie sieht denn die Oberfläche im Vergleich zu deinen anderen Hobeln aus ?

Viele Grüße, Christof

Bernd Greiner

Re: Hohle Siegelseite

Beitrag von Bernd Greiner »

[In Antwort auf #94081]
Auszug aus David Charlesworth`s "Furniture-Making Techniques" S. 21
Moving hollow
The Hollow grinding of the back causes some consternation, as people frequently ask what is to be done when repeated sharpening brings the edge up to the hollow. I wonder how many chisels were abandoned when this stage was reached...
The answer is to return to the coarse stone and work on the back, with the main pressure above the bevel of the chisel. About 10 minutes work should 'move' the hollow about 5mm up in the blade.

Th. Paulke

Re: Hohle Siegelseite

Beitrag von Th. Paulke »


Hallo Bernd, Danke !

Ich sollte man doch meine Bücher richtig durchlesen. Man kriegt nur Angst, wenn der Abstand zur hohlen Stelle schon am Anfang so knapp 1 mm beträgt. Also dünner machen ist die Devise. Es war eigentlich auch unwahrscheinlich, daß das bei der Konstruktion nicht bedacht worden wäre.
Ich habe mir zu Weihnachten den 2. Band gegönnt, gibt es mit persönlicher Widmung. David ist schon ein absoluter Perfektionist !!

An Friedrich : Verschleißfest ? harter schnell zu schleifender Stahl ist denke ich spröde und kann schnell ausbrechen, schon bei Hartholz beim Hebeln.
Die eierlegende Wollmilchsau gibt es eben in keinem Fachgebiet, wie keine einfachen Wahrheiten.

Viele Grüße Thomas

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Erste Erfahrung mit Japanischen Hobe

Beitrag von Christian Aufreiter »

[In Antwort auf #94071]
Hallo Berthold,

danke für den umfassenden Bericht.
Mir war auch schon nach einem japanischen Hobel, aber in Anbetracht der komplizierten Einpassarbeiten und den über mein Können hinausgehende Anforderungen beim Schärfen bin ich vom Kauf eines solchen Werkzeugs schnell wieder abgekommen.
Vielleicht wäre es ganz nützlich, wenn du deine Erfahrungen und Schärftipps in gesammelter Form für die "Woodworking.de-Schärfanleitung" weitergibst?!

Herzliche Grüße

Christian

Berthold Cremer
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Re: Erste Erfahrung mit Japanischen Hobe

Beitrag von Berthold Cremer »

[In Antwort auf #94088]
Hallo Christof!
Nun ja so viel Erfahrung habe ich damit ja auch noch nicht. Mein erster Eindruck: Wenn ein Messer richtig scharf ist, ergibt das auch eine spuerfeine Oberfläche, egal mit welchem Hobel. Bei japanischen ist das Messer etwas dicker und deshalb läuft er vielleicht ein wenig ruhiger, was sich vor allem bei wechselwüchsigem Holz bemerkbar macht.

Gruß
Berthold

Berthold Cremer
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Re: Erste Erfahrung mit Japanischen Hobe

Beitrag von Berthold Cremer »


Hallo Christian!

Oh, danke dass Du mir das zutraust, aber dazu fühle ich mich nicht berufen. Ich habe zwar ein paar Erfahrungen gemacht und bekomme meine Eisen auch schon scharf, aber so ein Kapitel aus dem Buch zu schreiben, ... ich glaube, dass es da Berufenere gibt.
Friedrich hat mit seinem Beitrag die Messlatte doch sehr hoch gelegt.

Gruß
Berthold


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