Das angekündigte Boot *MIT BILD*

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
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Bernd Grunwald
Beiträge: 491
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Das angekündigte Boot *MIT BILD*

Beitrag von Bernd Grunwald »


Liebe Holzwerker,

da ich im Januar diesen Jahres bei der Präsentation eines Wikinger-Schildes ein Boot angekündigt hatte, bin ich nun in der Pflicht, den Worten auch entsprechende Taten folgen zu lassen. Hier also ein Foto des frisch aus der "Bootswerkstatt" entlassenen Kanadiers (leider muss man sich bei einigen Fotos wieder den Kopf verdrehen, tut mir leid, aber das abzustellen, ist mir zu kompliziert):



Boote in Leistenbauweise wurden hier ja schon mehrfach vorgestellt und bestaunt, sodass ich mir die ausführliche Darstellung des gesamten Werdegangs sparen kann. Ich werde mich also auf vier Besonderheiten beschränken, von denen ich denke, dass sie interessant sind und den einen oder anderen Holzwerker eventuell auch zum Nachbau und/oder Modifikation inspirieren.

Die erste Besonderheit ist das Fundament, auf dem das Boot gebaut wurde, denn es wurde nicht wie üblich als Sperrholz-Kastenträger, sondern als Fachwerkträger gebaut. Ober- und Untergurt des Trägers bestanden aus je einer Alu-Leiter (kostet nix, hängt sowieso als Auszugsleiter in meiner Garage). Auseinandergenommen hat man zwei Leitern, je eine für den Obergurt und die andere für den Untergurt. Dann braucht man noch 8 Bretter (Abfallholz von einer alten Kellertür) für die Diagonalen, 2 Holzplatten ca.40x50 cm für die Querstabilität und 6 Stck. 50 cm lange Gewindestangen M10. Damit erhält man ein 100% gerades Bootsfundament, auf dem man die Mallen befestigen kann (siehe Foto unten). Dann wurde die Helling vorne und hinten auf Rollen gesetzt. So konnte ich sie jeweils hin- und her schieben, je nachdem, auf welcher Seite des Bootes ich gerade beschäftigt war. In dem eigens für den Bootsbau umfunktionierten schmalen Freiraum in der Waschküche erwiesen sich die Möbelroller als eine unverzichtbare Vorraussetzung.



Die zweite Besonderheit ist der Bootsname, dessen Buchstaben ich aus Mahagoni (mit der Laubsäge) ausgesägt und als Inlay in den Bootsrumpf eingelassen habe. Der Teil des Bootsrumpfes, auf dem der Bootsname erscheinen sollte, wurde zunächst nicht mit dem übrigen Bootsrumpf in der Fuge verleimt, sondern lediglich mit Klötzchen angeklebt. Das hat den Vorteil, dass man die Klötzchen entfernen kann und so einen Teil des Bootsrumpfes wieder abnehmen kann, um dann in aller Ruhe auf der Hobelbank die Buchstaben einzuarbeiten. Dann erst wird das Stück wieder angebracht, diesmal aber - wie alle anderen Leisten auch - in der Fuge geklebt.





Die dritte Besonderheit ist das für den Bootskörper verwendete Holz. Ich habe kein Holz aus Amerika, sondern eines der leichtesten Nadelhölzer Europas gewählt: Zirbelkiefer (in der Schweiz "Arve" genannt). Dieses Holz ist von seinem spezifischen Gewicht her dem amerikanischen Bootsbauholz mindestens ebenbürtig, aber längst nicht so teuer wie z.B. Red Cedar. Die Hobelspäne der Zirbe sind obendrein sogar noch als Füllstoff für Zirbenkissen verwertbar. Die Zirbe hat aber auch ihre Nachteile: sie ist nicht astfrei und kaum in der benötigten Länge (ca. 5m) zu haben. Da ich in meiner kleinen Kellerwerkstatt ohnehin keine derart langen Leisten herstellen (sägen, hobeln und fräsen) kann, war ich sowieso gezwungen, den Bootsrumpf mit kürzeren Leisten und entsprechend versetzten Stößen in den Leisten zu bauen. Die relativ kurzen Zirben-Bohlen, die ich kaufen konnte, waren für mich also kein Nachteil. Die Äste dagegen schon. Man muss einige Leisten mehr als rechnerisch nötig machen, da nicht jeder Ast das notwendige Biegen beim Leisteneinbau mitmacht. Aber es geht - und die dunklen Äste im hellen Holz sehen auch noch gut aus. Das fertig lackierte Boot (incl. Weger, Decks, Ducht und Sitze) wiegt 22,5 kg.

Die vierte Besonderheit betrifft den Transport des Bootes auf dem Autodach. Der Kofferraum lässt sich dann ja in der Regel kaum noch öffnen. Das stört mich - vor allem bei Urlaubsreisen mit großem Gepäck - sehr. Also habe ich mir zwischen Dachträgern und Boot eine Konstruktion ausgedacht, die es mir erlaubt, das fest auf dem Dach liegende Kanu (mittels Gasdruckfedern) so anzuheben, dass sich der Kofferraum wieder komplett öffnen lässt. Im geschlossenen Zustand ist die Konstruktion zudem abschließbar, was auch das Boot selbst gegen Diebstahl sichert.




Die kopiergefrästen und deshalb 100% symmetrischen Mallen werden jetzt nicht mehr gebraucht und wären abzugeben. Man kann damit den Bauplan "Ranger" aus dem Buch "Canoecraft" von Ted Moores realisieren.

Gruß
Bernd

Felix
Beiträge: 314
Registriert: So 8. Dez 2019, 16:43

Re: Das angekündigte Boot

Beitrag von Felix »


Hi Bernd,
ein schönes Boot hast Du gebaut, danke für das Vorstellen und viel Spass beim Benutzen.

Frank Zimmermann
Beiträge: 162
Registriert: Do 9. Jan 2020, 15:03

Re: Das angekündigte Boot

Beitrag von Frank Zimmermann »


Hallo Bernd,

tolles Stück "Treibholz" und klasse Arbeit!
Wie tief sind die Buchstaben eingearbeitet? Furnierstärke?
Danke für die Vorstellung und viel Spass mit dem Boot.

Beste Grüße
Frank



Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
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Re: Respekt....

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #91826]
....und Gratulation!

(Die übliche "Handbreit Wasser unterm Kiel" ist hier ja wohl weniger wichtig?)

Gruss
Rolf

Bernd Grunwald
Beiträge: 491
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Das angekündigte Boot

Beitrag von Bernd Grunwald »


Hallo Frank,

die Buchstaben waren etwa 3 mm dick und sind ca. 2 mm tief in das Zirbenholz eingearbeitet. Diese Tiefe lässt sich für jeden Buchstaben ganz gut mit einem 6mm Nutfräser (Grundschneidend!) erreichen. Aber bitte nicht bis zum Rand des jeweiligen Buchstabens fräsen. Die Ränder der Vertiefungen sollten stets von Hand geschnitten (d.h. an den jeweiligen Buchstaben angepasst) werden. Diesen Vorgang sollte man mehrfach wiederholen bis der Buchstabe genau passt. Am Besten geht das mit einem Kerbschnitzmesser (evtl. in Kombination mit einem schmalen Balleisen oder Stechbeitel). Danach die eingeleimten Buchstaben mit dem Zirbenholz "bündig" schleifen. Das Zirbenholz selbst ist ja nur 6 mm stark, da sollte man nicht sehr viel tiefer gehen.

Gruß
Bernd


Bernd Grunwald
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Re: Respekt....

Beitrag von Bernd Grunwald »


Hallo Rolf,

vielen Dank. Doch, eine Handbreit Wasser sollte es schon sein - weniger Wasser möchte ich eigentlich nicht unterm Boot haben. Ich möchte ja noch ein wenig länger meine Freude daran haben ...

Gruß
Bernd


Bernd Grunwald
Beiträge: 491
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Das angekündigte Boot

Beitrag von Bernd Grunwald »

[In Antwort auf #91828]
Danke für's Kompliment. Spass hatten wir schon. Die ersten Runden auf einem See haben wir schon gemacht. Weitere werden folgen.

Pedder
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Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Klasse! *NM - Ohne Text*

Beitrag von Pedder »

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