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Couchtisch-Finish
Verfasst: Do 16. Mai 2002, 14:09
von Oliver Montué
Meine Frau hat mir den Auftrag gegeben unsere Vollholz-Couchtischplatte aufzuarbeiten. Nach jahrelangem Einsatz, einem Umzug und zwei Kindern sind die Zeiten halt nich spurlos an ihm vorübergegangen. Die Platte ist aus ca. 5cm breiten Hölzern verleimt. Somit kann ich hobeln wohl eher vergessen und werde wohl die Ziehklinge zum Abziehen des Klarlackes verwenden. Anschließend möchte ich mit feuchten Tüchern und Bügeleisen die vorhandenen Macken weitestgehend hochziehen. Anschließend wird wohl nochmals die Ziehklinge und wohl auch Schleifpapier zum Einsatz kommen.
Jezt kommt die große Frage: Womit soll ich die Platte wieder versiegeln? Für Gläser verwenden wir i.d.R. Untersetzer, weshalb ich auch schon mal an Schellack gedacht habe.
Für jedwege Anregungen/Verbesserungsvorschläge wäre ich sehr dankbar. Schließlich will ich mich bei DEM Kunden ja nicht blamieren :-).
Beste Grüße,
Oliver
Re: Couchtisch-Finish
Verfasst: Do 16. Mai 2002, 20:49
von Christof Hartge
Was ist es denn:Nadelholz, offenporiges Laubholz (Eiche, Esche), geschlossenporiges Hartholz (Buche, Kirsche). Schellack würde ich nur für den letzten Fall nehmen. Denn Schellack erzeugt eine geschlossene, matt bis hochglänzende Oberfläche, das passt nicht so gut zu offenporigem Holz. Dafür nimm lieber Leinöl und Bienewachs.
Wir haben einen Eßtisch aus Erle, geölt und gewachst. Er hat 3 Kinder, diverse Silvesterfondues, viele Liter Apfelsaft, auch Geistiges bisher gut überstanden. Das Bienewachs muß alle Jahr mal aufgefrischt werden. Empfehlenswert: Auro.
Re: Couchtisch-Finish
Verfasst: Fr 17. Mai 2002, 06:41
von Dirk
Hallo !
Von einer Schellackpolitur würde ich Dir für alltägliche Dinge abraten, außerdem erfordert sie viel Übung,bis es sitzt.
Ich habe ausnehmend gute Erfahrungen mit Hartöl und Hartwachs (Fa. Naturhaus)
gemacht . Wir verwenden dieses Produkt in den letzten Jahren im stark zunehmenden Maße für viele stark strapazierte Bereiche.
Mein Stubentisch sieht nach 3 Jahren Nutzung als Spielzeugbasis meiner Tochter und Ihres umfangreichen Kindergarten-Freundeskreises noch top aus.
Viele Grüße,
Dirk
Re: Couchtisch-Finish
Verfasst: Fr 17. Mai 2002, 08:08
von Oliver Montué
Hallo Christof,
die Tischplatte ist wohl aus Erle. Ölen wäre wirklich zu überlegen. Das Problem ist aber, daß dieser Tisch auch noch Schubladen aus dem gleichen Holz hat. Wenn ich die Tischplatte also öle, wird der Farbunterschied recht deutlich sein. Da müsste ich wohl auch die Schubladen gleich mitbehandeln. Werd' mal die Chefin fragen :-).
Vielen Dank,
Oliver
Re: Couchtisch-Finish
Verfasst: Fr 17. Mai 2002, 08:15
von Oliver Montué
Hallo Dirk,
ich bin kein Profi und deshalb mit den Fachbegriffen nicht so ganz vertraut. Was ist Hartöl im Gegensatz zu normalen Öl? Für die Garten-Holz-Möbel benutze ich Leinölfirniss mit Terpentinersatz zu gleichen Teilen. Zumindest frischt es die Farbe wieder auf.
Ich habe bislang noch keine Schellack-Politur aufgetragen. Kann man Schellack nicht auch wie gewöhnlichen Lack verstreichen und zwischenschleifen? Wird sicher nicht ganz so schön aber vielleicht schön genug.....Irgendwie reizt es mich Schellack mal auszuprobieren.
Vielen Dank,
Oliver
Oliver
Re: Couchtisch-Finish
Verfasst: Fr 17. Mai 2002, 08:18
von Dieter Schmid
Also wenn Du nur die Platte machst, ist der nächste Arbeitsgang für Untergestell und Schubladen sowieso bald abzusehen, dann lieber gleich richtig. Nach abziehen und schleifen würde ich die Oberflächen in jedem Falle mehrmals mit einem nassen bzw. gut feuchten Schwamm leicht wässern und mit 220er Schleifpapier bearbeiten, dann gehen auch die letzten Dellen und die von der Ziehklinge niedergedrückten Fasern wieder hoch. Die Fasern des Holzes werden bei der Benutzung einer Ziehklinge besonders bei weichem Holz niedergedrückt und wenn darauf lackiert oder geölt wird, wird die Oberfläche wieder rauh, daher der zusätzliche Arbeitsgang.
Re: Couchtisch-Finish
Verfasst: Fr 17. Mai 2002, 08:31
von Dieter Schmid
Hallo Oliver, der Dirk hat schon recht: auf einer häufig benutzten Platte Schellack auftragen, führt nicht zu eitel Freude. Das ist nur was für Leute, die mit Deckchen und Molton-Tüchern diszipliniert hantieren können. Schellack ist Schweiß- Wasser- und Alkoholempfindlich, die Fläche löst sich schnell an.
Man kann Schellack auch ganz normal streichen, mehrmals auftragen mit Zwischenschliff ist zu empfehlen. Anschließend mit einem Ballen (eine alte Wollsocke in ein Stück Geschirrtuch rein und mit Schellack tränken - wichtig: keine Synthetik) eine Bahn an die andere setzen, immer entlang der Holzmaserung. Als Anfänger nicht kreisförmig polieren, das wird nichts.
Das ganze kann beliebig oft wiederholt werden, die Trocknungspausen sollten aber ca. einen Tag sein. Man bekommt damit eine seidenglänzende Fläche.
Diese Methode ist für Bücherregale, Schränke, aber auch für die Untergestelle von Tischen sehr empfehlenswert. Und vor allem: Wenn was schief geht, kein Problem. Einfach mit Spiritus wieder abwaschen, das ist das schöne an Schellack.
Für die Platte würde ich in die ölige Richtung gehen. Selbst hier zeigt sich noch eine interessante Eigenschaft von Schellack: Wenn Du die Platte geölt hast und das Öl einige Tage getrocknet ist, kannst Du immer noch Schellack drüber machen. Das geht mit keinem anderen Lack.
Grüße
Dieter
Re: Couchtisch-Finish
Verfasst: Do 6. Jun 2002, 00:18
von Matthias Redder
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In Antwort auf #93381]
Hey Oliver
Ich hab mal vor Jahren mein Bett mit einem Fertig-Schellack gestrichen.
(Firma Auro).
Sah zwar gut aus, ist aber grauenhaft empfindlich.
Jede Tasse Kaffe im Bett der letzten 10 Jahre kann ich noch jetzt im Lack lesen...
Deshalb finde ich den Tip mit Spiritus + abwaschen ganz interessant.
Ich wills jetzt mal mit Birkenteer probieren.
Re: Couchtisch-Finish
Verfasst: Do 6. Jun 2002, 09:04
von Oliver Montué
Hallo Matthias,
ich bin wie mein Sohn - ich kann nicht hören ;-). Deshalb habe ich trotzdem angefangen den Tisch mit Schellack zu behandeln. Ich habe alles gelesen was ich über Schellack finden konnte und hier das vorerst theoretische Fazit: Schellack gibt es wachshaltig und wachsfrei. Wachsfreier Schellack hat den Vorteil, daß er resistenter gegen Wasser ist und man ihn mit anderen Mitteln überstreichen kann. Als Alkohol verwende ich Isopropyl, der nochmal die Wasseressitenz steigern soll. Deshalb der erste Tip - kaufe wachsfreien Schellack und diesen in Blattform, da er so frisch ist und besser trocknet. Beim Polieren in meiner Werkstatt auf dem Speicher kam ich etwas ins Schwitzen und habe wohl auch auf den frischen Schellack getropft. Ein weißer Fleck - ich dachte zuerst an Vogelsch....- war sichtbar, der sich aber problemlos auspolieren ließ. Der Fleck ist deshalb entstanden, weil die Schellack-Schicht noch nicht durchgetrocknet war und der Alkohol so die Flüssigkeit aufgenommen hat. Eine Schellack Oberfläche aus wachsfreiem Schellack und jünger als 20 Jahre ist nach vollständiger Aushärtung (ca. eine Woche) ziemlich wasserfest. Verschüttetes Wasser, was man wieder abwischt sollte keinen Schaden hinterlassen. Selbst wenn, so ist der Schaden in kurzer Zeit behoben.
Anstatt nun Dein ganzes Bett neu zu behandeln, kannst Du versuchen es noch mal mit wachsfreiem Schellack zu behandeln, der ja auf der vorhandenen Oberfläche haften sollte, sofern diese nicht noch zusätzlich gewachst ist. Hitze kann jedoch zu Schäden führen, weshalb sich die Verwendung einer Untertasse empfiehlt, wenn Du weiterhin Deinen Kaffee im Bett genießen möchtest.
Wie gesagt, das alles ist bislang nur Theorie, aber die Quellen sind meiner Meinung nach zuverlässig. Aber eines weiß ich inzwischen auch aus der Praxis. Wunderschön ist eine Schellack-Oberfläche auf jeden Fall.
Bis dann,
Oliver