Bandsäge restaurieren - Zwischenbericht
Verfasst: So 6. Mai 2012, 11:18
Hallo Bandsägenliebhaber!
Vorletzten Montag habe ich zusammen mit meinem Vater eine alte kleine Bandsäge aus einem Schuppen vor dem Schrottplatz gerettet. Ich wollte sie erst nicht mitnehmen, da der Zustand nach viel Arbeit aussah, aber mein Vater hat mich schließlich dazu überredet, das Ding auf den Hänger zu wuchten. Er ist pensionierter Maschinenbauingenieur, mit komplett eingerichteter Metallwerkstatt, und hatte an dem an sich sehr robusten Maschinchen Gefallen gefunden.
Es handelt sich um eine Cronos, mit folgenden Eckdaten:
Tisch: Grauguss, nicht schwenkbar
Gestell: Stahlrohr rund
Rollen: D=280mm Grauguss
Bandlänge: 1875mm
Durchlasshöhe: 155mm
Durchlassbreite: 255mm
Schnittgeschwindigkeit: 720m/min (mit 'neuem' Motor und 'neuem' Riementrieb)
Leistung: seit Montag 0,75kW (ehemaliger Kompressormotor aus dem Fundus meines Vaters)
Und was soll ich sagen mein Vater hat in kurzer Zeit so einiges geschafft:
- die Maschine gereinigt und das Untergestell von vergammelten Spanplattenresten befreit
- den Tisch umlaufend gerade und winklig gefräst
- die Bohrung zum Banddurchlass nachgebohrt und mittig ausgerichtet
- eine Tischeinlage angefertigt
- die Lager der Laufrollen gereinigt und geschmiert
- die Laufrollen gewuchtet
- die Bandführungen instand gesetzt, und die Rückenrolle samt Halterung durch eine Eigenkonstruktion ersetzt.
- Einen neuen Motor montiert und den Riementrieb komplett erneuert
- Eine Abdeckung vor der unteren Rolle, mit Absaugstutzen angebracht
Ich war sprachlos, als ich die Maschine letzte Woche wieder sah. Und froh darum, sie mitgenommen zu haben!
So sieht das Teil nun aus:
Die Klötzchenführung, mit Führungen aus Eiche, mein Vater hat alle Flächen nachgefräst, und eine Rückenrolle aus zwei Kugellagern angebracht:
Die obere Rolle mit den "Wuchtgewichten" aus Kupferrohr:
Die Einrichtung zur Bandspannung, sowie zur Einstellung des Bandlaufes:
Der neue Motor, mit dem neuen Riementrieb, den mein Vater aus vorhandenen Riemenrädern auf der Drehbank angepasst hat. Ein Teil der alten Rückenrollenhalterung wurde zum Riemenspanner umfunktioniert:
Der einfachste Absaugstutzen der Welt fuktioniert einwandfrei!
Die Tischeinlage, mit einem auswechselbaren Verschleißplättchen:
Die nachgearbeitete Tischöffnung mitsamt herausgefräster Planfläche für die Tischeinlage:
Nachdem ich gestern die ersten zwei zur Bandsägeblätter bekommen habe, konnte ich heute Morgen einen ersten kurzen Sägetest machen.
Das erste Band, das ich getestet habe, ist ein zahnspitzengehärtetes Uddeholm, 20x0,5:
Ca. 50mm Fichte auftrennen, ein Kinderspiel, der Schnitt verläuft nicht:
Danach habe ich mit 40mm Esche weitergemacht, der Schnitt war unbefriedigend, Unterseite total verlaufen. Also habe ich die Blattspannung nochmal deutlich erhöht, und den Tisch samt Parallelanschlag sowie die Führung nachjustiert. Danach ging es schon wesentlich besser, und ich habe mich in der Schnitthöhe gesteigert:
Zu guter Letzt habe ich dann noch das zweite Blatt, ein fein gezahntes Carbon Stahl von Fa. Maier, 8x0,65 getestet, und ein Spielzeugauto aus einem Nussbaumrest, 40mm ausgesägt.
Ich bin mit dem Ergebnis für's Erste sehr zufrieden. Die aufgetrennte Esche ist denke ich für diese Minimaschine schon recht ordentlich. Der Schnitt ging mühelos, und die entstandenen Bretter sind aufgrund des leichten Schnittverlaufes an der Unterseite etwas uneben. Das hält sich allerdings sehr in Grenzen, und könnte locker mit geringer Spanabnahme in einem Durchgang ausgehobelt werden.
Als Bandsägen Neuling bin ich begeistert, wie leise die Maschine läuft. (Habe heute Morgen um 6:00 in der Garage meiner Eltern gesägt, und niemand hats mitbekommen ;-))
Und das Aussägen geschweifter Formen am Anriss geht auch sensationell einfach!
Ich habe auch schon eine Wunschliste im Kopf, was an der Säge noch ergänzt werden muss.
- vernünftiger Schalter
- Parallelanschlag
- untere Bandführung
- Bandabdeckung über der Führung
Gruß, Ralf