Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine interessante Holzverbindung vorstellen, die im Barock gebräuchlich war.
Die gegratete Überblattung wurde besonders im Türenbau eingesetzt. Ich bin auf die Verbindung durch Tischlermeister Thomas Tietz gestoßen, der das Eingangsportal von Schloß Friedrichstein in Bad Wildungen restauratorisch untersucht hat (Thomas Tietz: "Die historische Eingangstür von Schloss Friedrichstein", Bielefeld 2022). Die Tür wurde 1667/68 angefertigt und versieht seitdem einigermaßen unverändert ihren Dienst.
Nun aber zur gegrateten Überblattung, die ich mit zwei Resthölzern 66x41, Lärche ausprobiert habe.
Herstellung des des Blattes:
Das Blatt wird zu einem Schwalbenschwanz gesägt
rechts liegen die abfallenden Stücke.
Einschnitt und Ausstemmen der Gratnut:
Die Verbindung vor dem zusammenfügen
und nach dem zusammenschieben:
Nicht ganz perfekt gearbeitet, aber immerhin.
Bilanz:
Die Verbindung ist durch die doppelte Keilform sehr passungsfreundlich und kann enger gearbeitet werden als die Schlitz-Zapfenverbindung.
Schon durch einfaches zusammenscheiben ist sie stabil. Zwei Holznägel kämen noch hinzu, die die Verbindung sichern.
Bohrt man hier die Löcher leicht versetzt kann die Verbindung auf dem letzten Millimeter gespannt werden. Die Verbindung braucht keinen Leim.
Laut T. Tietz, wurden im Barock eher dünne aber dafür breite Bretter geschnitten. Die ließen sich leichter rissfrei trocknen.
Die gegratete Überblattung erlaubt kommt solchen Formaten entgegen. Sie funktioniert aber auch, wie ich gerade feststellen konnte bei anderen Seitenverhältnissen.
Warum ist diese Verbindung außer Gebrauch gekommen? Ich vermute, weil das ästhetische Ideal ab dem Klassizismus dahin ging, Verbindungen möglichst unsichtbar werden zu lassen.
Interessante Verbindung
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Zuletzt geändert von Christof H am Di 9. Jan 2024, 15:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Interessante Verbindung
Hallo Christof,
eine interessante Verbindung, in der Tat.
Schon alleine dadurch, dass man sie nur von einer Seite aus erkennt.
Von der Nicht-Schwalbschwanzseite aus würde jeder einen Schlitz- und Zapfenverbindung vermuten.
Sie scheint keiner Regel oder Symmetrie zu folgen und bringt so ein Art Unordnung bzw. Unruhe in die Optik rein.
Für die Außenseite einer Schranktür finde ich sie nicht so schön.
Für die Innenseite schon eher, besonders, wenn man mal etwas haben möchte, das nicht Standard ist, was aber nicht sofort ersichtlich sein soll.
Ihr großer Vorteil ist, dass alle Fugen beim Zusammenbau mit einem versetzt angeordneten Holznagel dicht verpresst werden, wenn man gut gearbeitet hat. Zwingen sind dann unnötig.
Erinnert mich ein bisschen an japanische Verbindungen.
Die Verbindung ist aber schon aufwendiger als eine normale Schlitz- und Zapfenverbindung.
Und mit Maschinen braucht man es wahrscheinlich erst gar nicht versuchen.
Viele Grüße
Markus
eine interessante Verbindung, in der Tat.
Schon alleine dadurch, dass man sie nur von einer Seite aus erkennt.
Von der Nicht-Schwalbschwanzseite aus würde jeder einen Schlitz- und Zapfenverbindung vermuten.
Sie scheint keiner Regel oder Symmetrie zu folgen und bringt so ein Art Unordnung bzw. Unruhe in die Optik rein.
Für die Außenseite einer Schranktür finde ich sie nicht so schön.
Für die Innenseite schon eher, besonders, wenn man mal etwas haben möchte, das nicht Standard ist, was aber nicht sofort ersichtlich sein soll.
Ihr großer Vorteil ist, dass alle Fugen beim Zusammenbau mit einem versetzt angeordneten Holznagel dicht verpresst werden, wenn man gut gearbeitet hat. Zwingen sind dann unnötig.
Erinnert mich ein bisschen an japanische Verbindungen.
Die Verbindung ist aber schon aufwendiger als eine normale Schlitz- und Zapfenverbindung.
Und mit Maschinen braucht man es wahrscheinlich erst gar nicht versuchen.
Viele Grüße
Markus
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