Schreibtisch fertig *MIT BILD*
Verfasst: Do 24. Sep 2020, 14:07
Hallo zusammen,
ich habe einen Schreibtisch aus Buche gebaut.
Es ist zwar eigentlich nur eine Platte mit Füßen, aber diese wird als Schreibtisch genutzt.
Design
Die Füße sind ein Nachbau aus dem aktuellen RS-Möbelkatalog, allerdings mit Schwalbenschwänzen. Die Platte wurde vom Auftraggeber entworfen.
Um die L-Form möglichst Material sparend herzustellen, habe ich erst eine ca. 2,20 m lange Platte hergestellt und diese dann schräg durchgesägt.
Ein Teil habe ich dann umgedreht und die beiden Schrägen aneinandergeleimt.
Da der Gehrungswinkel nicht 45° hatte, war eine Übernahme der einzelnen Kantholzbreiten sowieso nicht möglich.
Das Holz
war sehr schwierig.
Es handelte sich um Bohlen von ein und demselben Baum, der sich allerdings gespalten hatte.
Werde ich nicht noch mal nehmen. Ich weiß nicht ob es daran lag, aber die Fasern schienen immer eine andere Richtung zu nehmen, was das Hobeln sehr schwierig machte.
Ich hatte mich dazu entschieden, aus dem gekauften Material nahezu nur die Bohlen mit stehenden Jahresringen zu nehmen, um ein Werfen der Platte zu verhindern. Die Konstruktion sieht Gratleisten oder ähnliches nicht vor. Bohlen mit stehenden Jahresringen hatte ich zum Glück viele. Nachteil war, dass ich dabei viel Verschnitt hatte, da der Kern wie immer raus musste. Das Holz war leider so verdreht, dass von den 54 mm nur noch 40 übrig blieben.
Maschinen
Es gab massiven Maschineneinsatz.
Auftrennung mit einer alten Mafell HKS 85, abgerichtet und auf Dicke gehobelt mit einer EB HC 260 von 1976 (glaub ich). Die ist noch in grau mit seitlich abnehmbaren Motor.
Beide Maschinen machten ihre Arbeit sehr gut.
Als die Platte komplett geleimt war, bin ich mit Bandschleifer drüber gegangen.
Ich hatte mich dazu entschieden, weil ich ganz sicher keinerlei Ausrisse haben wollte, da der Schreibtisch eine Auftragsarbeit war.
Ich bin mit 40er Körnung angefangen, dann auf 80er gewechselt.
Der Bandschleifer war ein großer Fehler.
Der macht nämlich solche Riefen, dass die Platte wie ein 20 Jahre altes Schneidbrett aussah, was man aber erst sieht, wenn es an die feineren Körnungen geht.
Und die Riefen sind richtig tief!
Ich habe Stunden damit verbracht, diese erst mit Schwingschleifer, dann mit Ziehklingen, zwischendurch mit großen Veritas Schabhobel (nicht mein Ding, rattert sehr schnell) zu beseitigen.
Es war unglaublich, ich habe immer wieder neue Riefen entdeckt, es gab kein Ende.
Die rettende Lösung war dieses Video von Maschinenhandel Meyer: https://www.youtube.com/watch?v=0JYCAFPuK1k
Ich habe die Platte richtig nass gemacht und über Nacht trocknen lassen.
Dann habe ich mit 100er, 150er und 240er Körnung geschliffen (Schwingschleifer).
Perfekt, keine Riefen mehr.
Gefügt
habe ich alles per Hand.
Zuerst habe ich mit dem hölzernen Schlichthobel und einem Holzanschlag, der unter die Sohle gehalten wurde, den rechten Winkel angehobelt.
Dann kam für die Längsrichtung meine Flachwinkelrauhbank zum Einsatz und zum Schluss habe ich mittig mit dem verrundeten Putzhobel mögliche Erhebungen entfernt.
Bis auf 2-3 wirklich kleine Stellen sind alle Fugen absolut dicht geworden.
Besonders großen Respekt hatte vor der Gehrungsfuge, da ich da ja auch das Problem hatte, Druck auf die Fuge zu kriegen.
Ging auf der Hobelbank aber gut, die Gehrungsfuge ist zu meiner großen Erleichterung sehr gut geworden.
Zur Haltung der Höhe bei Leimen habe ich Lamellos verbaut. Die ersparen einem viel Abrichtarbeit.
Leider habe ich nicht aufgepasst und sägt dann an den schrägen Vorderkanten ein Lamello frei.
Tja, kein Projekt ohne Fehler. Ein Stopfen zeigt jetzt für immer die Unzulänglichkeit des Erbauers.
Zeit und Kosten
Ca. 100 h habe ich gebraucht, deutlich länger als geplant. Da es eine Auftragsarbeit war, war ich aber auch besonders sorgfältig.
Materialkosten waren ca. 130 , verlangt habe ich 300 . War ein Freundschaftsdienst.
Der Tisch ist sehr schön geworden (hier riechts ) . Auftraggeberin ist begeistert.
Die Bilder vermitteln leider nicht die tolle Farbe des Holzes.
Bilder
Zeichnung
Gespaltener Baum
Leimen der Kanthölzer
Abrichten mit der Flachwinkelrauhbank
(Keilwinkel 50°)
Die wird jetzt durchgesägt...
Fügen der Gehrungsfuge
Prüfen, ob die Fuge dicht ist.
Der obere Teil liegt nur auf
Leimen der beiden Teile mit HB und einem Leimknecht (Szene nachgestellt)
nach dem Ölen
am Zielort
viele Grüße
Markus