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(Schell) Lack Oberflaeche restaurieren
Verfasst: Sa 16. Apr 2011, 22:52
von Wolfgang
Hallo alle Neanderthaler,
habe Eure Beitraege mit Interesse gelesen und bin gleich in ein Dilemma gerannt.
Meine Frau zeigte mir ihren Bluethner Fluegel und meinte es waehre Zeit dass ich zeige was ich gelernt habe - Reinigung und Renovierung!
Nun meine Freunde, hier kommt der Haken: Das gute Stueck ist 105 Jahre alt und hat einen Wert von cà. 18.000,00 Euro!!!
Da heisst es Mann sein und durch. Ich habe hier in Suedfrankreich ein Produkt gefunden, welches von der Firma 'Libéron' hergestellt (www.liberon.fr) wird und nennt sich 'Nettoyant Rénovateur' (ich glaube das brauche ich nicht zu uebersetzen)arbeitet mit Elfenbein, Schellack, etc und Metall. Preis der 1/2 Liter Flasche cà. 13 Euro. Das Zeug ist super. Die Elfenbeintasten haben ihren Gelbschimmer verloren, der Schelllack hat die erste Dreckschicht verloren und die Messingteile sind sauber und glaenzen.
Nun kommt das naechste Problem, Muskelkater und wahrscheinlich weitere 10 Runden reinigen und polieren.
Der Reiniger arbeitet mit Cellulose, Glycerphatique und dem bekannten schwarzen Napoléon III Lack.
So, hoffe das gibt Euch eine Idee, was einem im gesetzten Rentenaltag erwartet.
Gruss
Wolfgang
Re: (Schell) Lack Oberflaeche restaurieren
Verfasst: Mo 18. Apr 2011, 07:51
von Michael Formanek
Hallo Wolfgang,
ohne dich, das Produkt und das Ergebnis zu kennen, würde ich sagen es währe in solchen Fällen besser, das Möbel/Instrument einem Restaurator zu übergeben.
Es gibt nicht um sonst eine 5-jährige Ausbildung in der man lernt wie man mit historischen Möbeln umgeht und wie/womit man sie behandelt. Bei Möbeln und Instrumenten kann man durch falsche Pflege und/oder "Eigen-Restaurierung" sehr viel kaputt machen und dem Objekt oft mehr schaden als helfen. Auch wenn das Klavier nach deiner Behandlung wieder schön ist und alles funkelt und glänzt (um es überspitzt auszudrücken) kann es doch sehr viel an Alterswert und durchaus auch an Marktwert verlieren.
Versteh mich nicht falsch, ich will deine guten Absichten auf keinen Fall hinterfragen. Du hast dir bestimmt deine Überlegungen dazu gemacht und wie es kingt hast du auch einiges an körperlicher Arbeit damit. Ich sehe nur leider zu oft historische Möbel die in guter Absicht aus restauratorischer Sicht schlimm zugerichtet wurden und wollte deshalb - mit deinem Beitrag als Anstoß - das Bewusstsein dafür schärfen, dass es Fachkräfte für die Behandlung historischer Möbel/Instrumente gibt. Man sollte diese nicht leichtfertig durch Produkte aus der Möbelpflege ersetzten.
Gruß Michael
Re: (Schell) Lack Oberflaeche restaurieren
Verfasst: Mo 18. Apr 2011, 15:47
von Wolfgang
Hallo Michael,
vielen Dank fuer Deine Anmerkung. Bei dem Fluegel habe ich mich nur an die Reinigung der alten Lackschicht gewagt und die Scharniere gereinigt. Das Massivholz ist cà 3 cm dick!
Alles andere ueberlasse ich einem Spezialisten; also kein Abtragen des Schelllacks und Neulackierung, denn das kann, wie Du schon sagtest, Auswirkungen auf die Qualitaet haben und muss einem Spezialistenueberlassen werden.
Interessantes Ergebniss seit heute: Durch Umwelteinfluesse (Konzerte, Transport, Staub und Heizung hat sich eine richtige Schmutzschicht gebildet, trotz der ueblichen Reinigung und an den Teststellen kommt ein Ebenholzglanz zu Tage fuer den man eine Sonnenbrille braucht. Das man an gewissen Stellen einen Abrieb durch den Gebrauch sieht ist fuer uns ein Zeichen des Alters und traegt zur Schoenheit bei, der Fluegel ist eben 105 Jahre alt.
Nochmals vielen Dank fuer Eure Kommentare.
Gruss
Wolfgang