Abziehklingen und Oberflächenbehandlung
Abziehklingen und Oberflächenbehandlung
Hallo allerseits, ich habe zwei Fragen
a) wie schärft man Abziehklingen ?
b) Ich benutze bisher entweder Öle wie Ardvos oder Kunos von Livos oder Schnellschleifgrundierung/Ballenmattierung bin mir aber nie so sicher was für das jeweilige Holz angebrachter ist. Ich arbeite mit verschiedenen Tropenhölzern sowie Kirsch und Ahorn. Kennt jemand einen guten link mit ausführlicher Erläuterung der verschiedenen Methoden und für welche Hölzer was geeignet ist oder kann selbst Tipps geben ?
Re: Abziehklingen und Oberflächenbehandl
Hallo Manfred,
Dieter Schmid hat unter Feinewerkzeuge.de eine Anleitung zum Schärfen einer Ziehklinge. Verkürzt geht das so:
- mit der Feile wird die Ziehklingenkante abgerichtet (möglichst rechtwinklig)
- mit dem Stein wird diese dann 'verfeinert' (an den Seiten des Steins und alle drei Seiten der Kante bearbeiten)
- jetzt wird es schwierig: das Anziehen des Grates ist Übungs- und Gefühlssache und abhängig von der Härte der Klinge. Bei weichen Klingen weniger Druck ausüben als bei harten Klingen. Auch die Dicke der Klinge ist von Bedeutung. Lieber erst Mal leicht anfangen und mehrfach abziehen. Wenn man die Klinge gemeinsam mit einem Stück Vierkantholz einspannt, kann man den Winkel genau halten. Öfters mal an einem Stück Holz das Ergebnis testen. Wenn man nochmal 'nachziehen' will und arbeitet mit dem Vierkantholz, kann man mit einem Filzstift die Position der Klinge zum Vierkanzholz markieren um dieses wieder genau auszurichten.
Bei der Benutzung sollte die Ziehklinge einen Span (hauchdünn) produzieren und keinen Staub. Nicht aufgeben- irgendwann klappt's und dann ist es faszinierend. Die Ziehklinge funktioniert nur auf hartem Holz.
Zur Oberflächenbehandlung: Die Wahl ist m.E. nicht nur von der Holzart abhängig sondern eher von der Einsatzart. Z.B. würde ich im Innenraum eines Möbels kein Öl verwenden, sondern nur an den Außenseiten. Auch die Beanspruchung bestimmt die Wahl. Optische Kriterien sind natürlich auch bedeutsam, aber sicher eher Geschmacksache, weshalb 'richtig' oder 'falsch' hier nicht so einfach ist. Ich selber habe bislang mit Leinölfirnis, Lasuren, Schellack und Wachs gearbeitet. Beim Wachsen empfiehlt es sich übrigens eine Schicht Schellack vor dem Wachsen aufzutragen. Einen Tip sollte man aber auf jeden Fall befolgen: Erst mal auf einem Abfallstück der gleichen Holzart testen und erst dann das fertige Stück damit behandeln. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn man mehrere Mittel miteinander kombiniert. Noch einen Tipp zu Kirschholz. Ein Sonnenbad kann das Holz sehr schnell eindunkeln, falls dies gewünscht ist. Bei einem konkreten Projekt können wir Dir sicherlich auch einen eindeutigeren Rat geben.
Mir selbst stellt sich jetzt die Frage, wann ist der richtige Zeitpunkt zum Auftrag des Oberflächenmittels? Nach dem Zusammenbau, vor dem Zusammenbau, bevor man die Verbindungen erstellt.....
Bis dann,
Oliver
Re: Abziehklingen und Oberflächenbehandl
Hallo Oliver, vielen Dank für die ausführliche Antwort. Dieser link ist genau was ich suchte. Das mit der Oberflächenbehandlung ist wohl nicht so einfach.
An Schellack habe ich bisher noch nicht gewagt. Da gibt es ja wohl auch eine Unmenge verschiedener Arten. Kannst Du einen fertigen Schellack empfehlen der auch von Ungeübten leicht verwendet werden kann ? (von wegen Streifenbildung, Aufreissen der Lackschicht bei der sounsovielten Lage)
Gruss
Manfred
Re: Abziehklingen und Oberflächenbehandl
Hallo Manfred,
im Beitrag "Couchtisch, endlich fertig" findest Du Bezugsadressen. Ich würde Dir ausdrücklich NICHT zu fertigem Schellack raten, sondern nur zu Blätterschellack, den Du selbst in Alkohol auflöst. Nur so hast Du die Gewähr, daß er frisch genug ist und auch trocknet. Desweiteren würde ich entwachsten Schellack nehmen, da dieser problemlos z.B. mit Lack überstreichbar ist. Bei wachshaltigem Schellack wäre das nicht möglich.
Ich habe auch erst ein Projekt mit Schellack behandelt. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden, obwohl es keine französische Politur ist und auch nicht perfekt. Ein paar Grundregeln gilt es zu beachten: Der Ballen sollte nicht zu naß sein (lieber zu trocken als zu naß). Der Ballen darf nicht stehenbleiben, sondern muß dauernd in Bewegung bleiben. Du kannst die Verwendung von Öl vermeiden, indem Du die Obefläche trocknen läßt bevor Du die nächste Schicht aufträgst. Das kann sehr schnell sein, besonders bei großen Flächen kann der Anfang schon trocken sein, wenn Du am Ende angekommen bist. Irgendwann (nach 3-5 Durchgängen) ist die Fläche dann doch etwas klebrig. Laß sie dann erst mal für ein paar Stunden ruhen. Vor dem letzten Auftrag solltest Du mit 1000er Körnung schleifen und dann mit stärker verdünntem Schellack die Endschicht auftragen. Entwachster Schellack kann übrigens auch naß (mit Wasser) geschliffen werden, wenn der Alkohol komplett verflogen ist. Ich habe eine Woche gewartet und alles lief glatt. Schellack ist relativ empfindlich. Stehendes Wasser kann Schäden hervorrufen, sowie Hitze, Alkohol und Laugen. Allerdings ist die Reparatur denkbar einfach. Einfach eine Schellackschicht drüber und alles sieht aus wie neu. Das alles hört sich kompliziert an, aber es ist wirklich auch für den Anfänger machbar. Schließlich hab ich das auch hingekriegt und mein Talent ist da sehr überschaubar.
Bis dann,
Oliver
Re: Abziehklingen und Oberflächenbehandl
Hallo Oliver, vielen Dank für Deine ausführlichen Ratschläge. Das erleichtert mir die Orientierung zum Thema Schellack sehr. Das werde ich dann mal probieren.
Gruss
Manfred