ULMIA - wie geht es weiter?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Bernhard
Beiträge: 1088
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

ULMIA - wie geht es weiter?

Beitrag von Bernhard »


Hallo,

erst mal Kompliment: interessantes Forum!

Weiss jemand von Euch näheres, wie es mit der Fa. ULMIA genau steht? Dass ein Insolvenzverfahren läuft, ist wohl sicher. Irgendwo habe ich das Gerücht gehört, dass ULMIA nur noch bis Juli produzieren würde. Kann jemand von Euch was dazu sagen?

Besten Dank und Gruß,
Bernhard



Oliver Montué

Re: ULMIA - wie geht es weiter?

Beitrag von Oliver Montué »


Hallo,

ich habe letztens mit jemandem korrespondiert, der einen etwas tieferen Einblick in die Situation hat. Anbei ein Ausschnitt aus seiner Mail:
------Anfang Zitat----------------
Das Insolvenzeverfahren läuft seit Februar.
Zwischenzeitlich haben zwei Firmen Aufkaufmöglichkeiten ausgelotet,
aber
haben letztlich wieder abgewunken: Festo und Würth. Sollen angeblich
noch mehr dagewesen sein und die Lage sondiert haben. Wenn keiner
gefunden wird, wird die Produktion zu Ende Juli eingestellt.

Das Hauptproblem - unter vielen anderen - scheint die Tatsache zu sein,
daß sowohl Produktionsfläche als auch Maschinen zu horrenden Preisen
(weit über 100000 EUR im Monat oder noch mehrere davon, so genau weiß
ich es nicht) gemietet wurden und eine Weiterführung allein aus diesem
Grunde für jeden Übernehmer der fast sichere Untergang wäre. Man war
nämlich vor Jahren aus der Innenstadt von Ulm in ein Gewerbegebiet
gezogen, und dabei wohl diese fatale Entscheidung getroffen. Die
eigenen
Maschinen, die man mitnehmen könnte, um woanders neu anzufangen, sind
ein paar alte Gurken, womit man nicht mal die Kernproduktion
aufrechterhalten könnte.

Ein anderer wichtiger Grund war wohl, daß es dort so autoritär zuging
wie zu Kaiser Wilhelms Zeiten. Keiner traute sich etwas zu sagen, so
kam
niemals Kritik auf, die dazu geführt hätte, die eigene Lage früher zu
überdenken.

-------Ende Zitat------------
Es sieht also nicht allzu gut aus. Es ist schon sehr schade, daß ein solches Traditionsunternehmen Konkurs macht. Einige Werkzeuge (z.B. Gehrungssäge, Grathobel) waren schon deutlich besser als Konkurrenzprodukte. Vielleicht findet sich eine Firma, die wenigstens diese Werkzeuge weiterhin produiert.

Bis dann,
Oliver



Wolfgang Jordan
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Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
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Re: ULMIA - wie geht es weiter?

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Ich finde es auch schade, daß es Ulmia wohl nicht mehr geben wird, auch nachdem vor zwei Jahren schon Lachappelle in der Schweiz die Produktion eingestellt hat. Dann bleiben uns also nur noch die Firmen Emmerich und Kunz, jedenfalls was Hobel angeht. Aber ich will doch etwas Hoffnung machen, daß sich die Situation wieder zum Besseren wenden könnte.

Als letztes Jahr die Zeitschrift 'Fine Woodworking' in den USA ihr 25jähriges Erscheinen feierte, konnte man in der Jubiläumsausgabe lesen, daß es in den siebziger Jahren dort praktisch keinen Markt für Handwerkzeuge mehr gab. Seitdem hat das Interesse an den alten Werkzeugen und ihrer Benutzung kontinuierlich zugenommen, und es gibt dort wieder eine Vielzahl von neuen Firmen, die zum Teil hervorragende Werkzeuge herstellen.

Bei uns meine ich den Beginn einer ähnlichen Renaissance feststellen zu können. Nicht zuletzt die Existenz und der bisherige Erfolg dieses Forums ist ein Indiz dafür. Und weil wir ja eh alles nachmachen, was von den 'Amis' kommt, wenn auch mit Verspätung, hoffe ich, daß es dieses Mal auch so sein wird. Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, daß wir hier wieder eine solche Auswahl an Handwerkzeugen haben würden. Daß nur noch weniges aus heimischer Produktion stammt, halte ich für einen vorübergehenden Zustand.

Gruß, Wolfgang

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: ULMIA - wie geht es weiter?

Beitrag von Christof Hartge »


Talentierte Werkzeugmacher! Dies Wort in Euer Ohr.

Christof.

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