Schärfservice für Sägen- Adressen?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Oliver Montué

Schärfservice für Sägen- Adressen?

Beitrag von Oliver Montué »


Hallo,

kennt jemand einen guten Sägen-Schärf-Service? Ich habe ein paar alte Schätzchen erstanden (Rückensägen), die eine komplette Rundumerneuerung brauchen. Ich habe einmal selber eine Säge geschärft und meine Erfahrung damit war so lala. Bei grober Bezahnung ist das schon machbar, aber bei einer feinen Bezahnung wirds doch schnell kritisch.

Bis dann,
Oliver

Dieter Schmid
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Re: Schärfservice für Sägen- Adressen?

Beitrag von Dieter Schmid »


Hallo,

es ist auch mir nicht gelungen, einen Schärfservice für Handsägen zu finden. Die Problematik hier in Deutschland liegt daran, daß die Handsägen, die hier noch hergestellt werden, es einfach nicht wert sind, nachgeschärft zu werden.

Es gibt zwei grundsätzlich unterschiedliche Methoden für einen Hersteller, die Zähne an einer Handsäge anzubringen:

1. die alte Methode: die Zähne werden ins Material gefeilt oder geschliffen, dies erlaubt die Verwendung von relativ hartem Material, ist aber in der Herstellung sehr teuer.

2. die heute gängige Methode für billige Sägen: Die Zähne werden einfach gestanzt, dies bedeutet, daß weicheres Material benutzt werden muß. Ein Hersteller von Handsägen erklärte mir mal, daß der Verbrauch an Schleifmitteln ungeheuer ist, wenn die Zähne per Schleifen hergestellt werden und daß es der Markt nicht hergäbe, solche teuren Sägen zu verkaufen.

Aus diesem Grunde gibt es auch keinen mehr, der damit Geld verdienen kann. Also: die üblichen Anleitungen konsultieren und es selber probieren. Das Sägeschärfen gehörte bei den alten Handwerkern übrigens zur Ausbildung und wenn man ein schönes altes Stück erstanden hat, sollte man es sich wirklich überlegen, ob man sich da nicht ein bischen reinknien kann.


Oliver Montué

Re: Schärfservice für Sägen- Adressen?

Beitrag von Oliver Montué »


Hallo Dieter,

mit dem selber lernen hast Du wohl recht. Das Problem ist halt, daß man als Hobby Holzwerker sowieso wenig Zeit dafür findet und dann lieber Sägespäne als Metallspäne produzieren möchte ;-). Zudem stellt eine feine Zahnung für den Anfänger eine echte Herausforderung dar.

In amerikanischen Foren schwärmen immer so viele Leute von Lee-Nielsen Sägen für $150 und japanischen, handgefertigten für noch mehr Geld. Bei den Amerikanern scheint das wohl als Hobby viel verbreiteter zu sein und das frei verfügbare Einkommen wohl auch etwas höher. Da stellt sich dann die Frage, ist das schon überkandiedelt oder sind diese teueren Werkzeuge wirklich notwendig?

Vielen Dank,
Oliver

Eckhard Pohlmann
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Schärfservice für Sägen- Adressen?

Beitrag von Eckhard Pohlmann »


Da möchte ich mich anschließen, ich bin kein Holzfachmann, habe mir aber im Rahmen eines VHS-Kurses von einem Tischlermeister zeigen lassen wie der Fachmann eine Säge schärft.
Danach habe ich alle meine Sägen (auch Feinsägen) so behandelt und das Ergebnis ist ganz ok.
Ein paar Tipps:
1. Reihenfolge sollte man einhalten : abrichten, schränken und feilen (die ersten beiden nur wenn erforderlich).

2. Zum Schränken sollte man eine Zange wie sie bei Dieter Schmid (Somax 300420) angeboten wird oder ähnlich benutzen ( da kann man wirklich nichts falsch machen, Einstelltabelle beachten)

3. Feilkloben benutzen und das Blatt schwingungsfrei einspannen (wir auch bei Dieter Schmid (300420) angeboten. So eine habe ich benutz, kann man sich gut aus 2 Brettern selber bauen).

4. Auf einen Hocker setzen, dass man sehen kann wie die Feile in der Zahnlücke liegt. (Dies war für mich der entscheidende Tipp. Die Feile rechtwinklig zum Blatt halten ist kein Problem, macht man automatisch. Doch wenn man nicht sieht in welchen Winkel die Feile in der Zahnlücke liegt, vergeigt man die Säge.)

5. Zum Feilen für Feinsägen mit 60° Winkel habe ich eine 100mm Feile (wie 302527 bzw, 30) genommen (nur schieben, nicht zurückziehen – neu ansetzen wenn ein 2. Strich erforderlich ist)

Alles weitere steht in vielen schlauen Büchern.
Die Übung bringt es!

Gruß, Eckhard


Christof Hartge
Beiträge: 1258
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tendenziell überkandidelt aber nötig

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Oliver,
da ich keine der sehr teuren Sägen besitze, erlaube mir einen Analogieschluß:
Im Bereich der Holz- und Blechblasinstrumente, den ich besser beurteilen kann, gibt es auch die Dreiteilung on Schrott (Plastikflöte), Gehobene Qualität (Birnenholz, saubere Intonation), Edelklasse (handgefertigt aus Edelhhölzern unter Verwendung von historischen aber geheimen Rezepten). Der Unterschied zwischen den beiden letzten Klassen ist für Fortgeschrittenen unter den Liebhabern nur noch sehr gering. Der Grund ist der: Man muß schon sehr gut spielen können um ein sehr gutes Instrument auch hörbar besser zum klingen zu bringen.

Ich vermute, daß dies auch für unserer Werkzeuginstrumente gilt: Ein meßbar bessseres Ergebnis mit einer sehr teuren japanischen Handsäge zu erzielen braucht wohl schon sehr viel mehr Übung als ich in der Lage bin zu aufzubringen.

Andererseits räumt der Marketing-Mystizismus, der um Japanisches Werkzeug und auch Lee-Nielsen gemacht wird, dem gehobenen Qualitätssegment überhaupt erst den Weg frei, um auf dem Markt bestehen zu können: Es braucht die Edelmodelle, dami ich mir einer 30 Eu Ryoba zulegen kann.

ile Grüße, Christof.


Dieter Schmid
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nicht überkandidelt und nur für Könner

Beitrag von Dieter Schmid »


Ist tendenziell richtig! Bei einem Musikinstrument ist das beste gerade gut genug, wenn es in einem weltbekannten Orchester gespielt werden soll. Das wird von der Fachwelt nicht angezweifelt.

Spielen kann es nur ein Könner, richtig hören aber auch nur ein Kenner.

Warum soll es bei Handwerkzeug anders sein? Sowenig wie eine Meistergeige etwas in der Hand eines Anfängers zu suchen hat, so wenig ist eine teure handgemachte Säge in der Hand eines solchen von wert. Aber es gibt Zwischenschritte, man kann sich zur Meisterschaft hinarbeiten.

Jeder Kult besteht aus Mythos und Realität, handgemachte japanische Sägen oder die Hobel von Lie-Nielsen oder Clifton werden mystifiziert, weil eben etwas daran ist und nicht weil nur ein Marketinginteresse dahinter steht. Eine Luftblase würde schnell platzen, wenn sich ein Ruf aber über Jahre hält, sollte man dies ernst nehmen.

Ein kleines Beispiel: Ich kenne einige, die mit einer ganz popeligen Ryoba (zweiseitig verzahnte japanische Säge) eine Weile gearbeitet haben, im gesamten damit sehr zufrieden waren aber doch nach einer Zeit den Kick zu etwas besserem haben wollten. Denen habe ich dann die kleine handgemachte Ryoba mit nur 135 mm langem Blatt empfohlen, weil sie die kleinste und billigste unter den handgemachten ist. Alle haben sich fast überschlagen vor Begeisterung, weil die Unterschiede wirklich signifikant waren. Ein absolut superfeiner, leichter Schnitt, aber diese Säge ist auch ein empfindliches Tierchen, wenn man es schlecht behandelt, knickt oder bricht es beleidigt und verweigert den Dienst.



Christof Hartge
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Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: nicht überkandidelt und nur für Könn

Beitrag von Christof Hartge »


Die Differenz unserer Meinungen ist ja wirklich nicht groß, oder? Und die Nachrichten über die kleinen Ryoba kitzeln mir wirklich im Ohr.
Aber: eine normale Ryoba ist im Vergleich zu den deutschen Sägen eine wirklich sehr gute Säge, deren Quaöitäten ich noch lange nicht ausgeschöpft habe. Wenn das jemals geschehen sollte, dann ja dann ...

Übrigens: Ich entdecke gerade meine Spannsäge wieder. Fürs Zusägen ist sie unschlagbar.

Christof.

Dieter Schmid
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Danke f. ausführl. Beschreibung

Beitrag von Dieter Schmid »

[In Antwort auf #93392]
Danke, Eckhard, für die genaue Beschreibung. Das mit dem Hocker wußte ich auch noch nicht, hab mich immer gewundert, warum mir hinterher Augen und Rücken wehtaten. Das ist wirklich die Lösung.

Grüße
Dieter

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