Astlochrisse reparieren *MIT BILD*
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Re: Frage zum Fenster
Hallo Fabien,
vielen Dank für Deine Antwort (inkl. der Erläuterung zur dentrochronologische Bestimmung ich habe aktuell ein entsprechendes Gutachten von meinem Fachwerkhaus vorliegen ;-)).
Miltenberg ist zwar in Bayern nicht in Hessen aber immerhin nahe dran. Und ja, ich bin in der Gegend unterwegs.
Es tut mir leid aber ich kann kaum Glauben, dass sich wirklich ein Fenster in einer Burg die mehrfach in Kriegen zerstört, geplündert und wiederaufgebaut wurde, erhalten hat.
Wenn es wirklich so alt wäre müsste es mit Butzenscheiben sein. In Burgen kamen Glasfenster erst deutlich später als in anderen Profanbauten auf, dann meist in den repräsentativen Räumen und nicht in einen Treppenturm.
Es ist schon schwer Sachen zu finden, die nachweislich aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen-Krieg stammen. (In 400 Jahren wird vieles umgebaut, erneuert, verändert und an wechselnde Moden angepasst. Kann man wirklich schön sehen wenn man ein altes Fachwerk freilegt, saniert und rückbaut.)
Du schreibst, dass die Beschläge das eingeschnitzte Baujahr stützen. Hast Du entsprechende Quellen ich suche schon lange weitere Informationen dazu.
Wenn es sich um ein zu öffnendes Fenster mit entsprechenden Flügeln gehandelt hat, die wurden meines Wissens nach erst später gefertigt.
Sollte jemand der Mitlesenden weitere Info / Quellen haben, bin ich sehr daran interessiert (leider hat selbst das hiesige Landesdenkmalamt kaum belastbare Informationen).
Gruß Daniel
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Re: Frage zum Fenster
Moin,
Seit fast 800 Jahren erhebt sich über Miltenberg das Wahrzeichen der Stadt: die Mildenburg.
Die letzte Zerstörung der Burg fand 1552 statt, sie wurde 15551582 teilweise wieder aufgebaut.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mildenburg_(Miltenberg)
Gut Holz! Justus.
Re: Frage zum Fenster
Hallo Daniel :-)
Sehr interessant, wie sich ein Thema im Forum so entwickeln kann.
Hmm, das war also in Bayern ich hatte Hessen in Erinnerung. Ist schon ne Weile her diese Baustelle. Ich würde mich auch nicht auf diese Jahreszahl festnageln wollen. War es evtl 1590?
Sau-alt jedenfalls.
Hatte ich bis dahin auch an der Haltbarkeit von Holz gezweifelt, es war mir ein wirklich prägendes Erlebnis!
Wie schon gesagt, und wie Du geschrieben hast, ein solches Fenster hat wohl mehrere Orte erlebt. Dies macht unter anderem die Bestimmung des Alters anhand der Jahresringe unmöglich, zumindest schwierig. Ich bin kein Spezialist für historische Fenster, habe damals einfach als Schreiner eine Zeit lang bei dieser Firma gearbeitet. Die historischen Dinge und das Glas, darum hatten sich Kollegen gekümmert. Die wussten, wann welche Technik verwendet wurde, und wann welche Mode modern war. So konnten sie Rückschlüsse ziehen. Mehr kann ich Dir darüber leider nicht sagen.
Evtl. könnte Dir die ein oder andere Publikation von Hermann Klos weiterhelfen. Schau gern mal unter Holzmanufaktur-Rottweil.de bei Publikationen nach.
Beste Grüsse von hier,
Fabien
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Re: Frage zum Fenster
[In Antwort auf #93151]
Servus Fabien,
die Argumentation, dass eine angebrachte Jahreszahl sich für das Datieren eignet, möchte ich deutlich zurückweisen. Ich weiss gar nicht wie viele Beispiele mir einfallen würden, die ich kenne, wo Jahreszahlen auf Baudenkmälern in die Irre führen!
Auf die Gläser wurde bereits hingewiesen, und wir reden da ja vom Spätmittelalter, aus dem das Fenster stammen soll.
Eher ist die Bauweise verlässlicherer Hinweisgeber zur Datierung.
Zu Fenstern haben die KollegInnen aus Mauerbach eine recht informative Broschüre verfasst, die unter diesem Link beziehbar ist:
https://bda.gv.at/fileadmin/Dokumente/bda.gv.at/Baudenkmalpflege/Sammlungen_Katalog-Fenster-web-klein.pdf
Aus aktuellem Anlass noch eine weitere interessante Beobachtung, die ich aktuell bei der Erneuerung von 10 Fensterflügeln machte, an denen ich gerade arbeite: Die Fenster sind in Baukörper eingebaut, die in den Anfang 20. Jhdt. datieren. Das erstaunliche daran war, das ALLE Fenster in sekundärer Verwendung eingesetzt wurden, das heisst, dass sie davor schon an anderer Stelle als Fenster dienten. Bei acht Fenstern wurde die Innenseite nach außen gewendet (was mit zu den Schäden an den Flügeln geführt hat), die Lappenbänder unterscheiden sich fast bei jedem Flügel von den anderen und die Fensteröffnungen wurden teilweise den Flügeln nachgearbeitet. Ob die Fenster damals anstelle älterer Fenster eingesetzt wurden oder, eventuell aus Kostengründen, schon bei der Errichtung Altfenster verwendet wurden, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Da sich die Lappenbänder in einigen Fensteröffnungen unterscheiden, spricht allerdings einiges dafür. Man sieht also, dass sich ein genauerer Blick lohnt um über viele Details zu einer exakteren Datierung zu kommen.
Mit besten Grüßen aus Wien
Andreas
Servus Fabien,
die Argumentation, dass eine angebrachte Jahreszahl sich für das Datieren eignet, möchte ich deutlich zurückweisen. Ich weiss gar nicht wie viele Beispiele mir einfallen würden, die ich kenne, wo Jahreszahlen auf Baudenkmälern in die Irre führen!
Auf die Gläser wurde bereits hingewiesen, und wir reden da ja vom Spätmittelalter, aus dem das Fenster stammen soll.
Eher ist die Bauweise verlässlicherer Hinweisgeber zur Datierung.
Zu Fenstern haben die KollegInnen aus Mauerbach eine recht informative Broschüre verfasst, die unter diesem Link beziehbar ist:
https://bda.gv.at/fileadmin/Dokumente/bda.gv.at/Baudenkmalpflege/Sammlungen_Katalog-Fenster-web-klein.pdf
Aus aktuellem Anlass noch eine weitere interessante Beobachtung, die ich aktuell bei der Erneuerung von 10 Fensterflügeln machte, an denen ich gerade arbeite: Die Fenster sind in Baukörper eingebaut, die in den Anfang 20. Jhdt. datieren. Das erstaunliche daran war, das ALLE Fenster in sekundärer Verwendung eingesetzt wurden, das heisst, dass sie davor schon an anderer Stelle als Fenster dienten. Bei acht Fenstern wurde die Innenseite nach außen gewendet (was mit zu den Schäden an den Flügeln geführt hat), die Lappenbänder unterscheiden sich fast bei jedem Flügel von den anderen und die Fensteröffnungen wurden teilweise den Flügeln nachgearbeitet. Ob die Fenster damals anstelle älterer Fenster eingesetzt wurden oder, eventuell aus Kostengründen, schon bei der Errichtung Altfenster verwendet wurden, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Da sich die Lappenbänder in einigen Fensteröffnungen unterscheiden, spricht allerdings einiges dafür. Man sieht also, dass sich ein genauerer Blick lohnt um über viele Details zu einer exakteren Datierung zu kommen.
Mit besten Grüßen aus Wien
Andreas
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Re: Frage zum Fenster
Hallo,...
sehr guter Einwand, den ich auch so nachvollziehen kann. Wenn ich ein altes Gebälk in ein Jugendstilhaus einbaue, kann
ich auch nicht behaupten, dass das Haus aus dem 17. Jahrhundert ist.
Nicht selten wurden viele Burgen und Schlösser im Zuge der Romantischen Bewegung im Historismus wiederaufgebaut (Beispiel Burgen
am Rhein) und so eigentlich bauhistorisch verfälscht! Neuschwanstein ist ein verrücktes Paradebeispiel dafür,...komplett erfunden, aber
augenscheinlich historisch, dem Anschein nach eben :-)
Ohne schriftlich dokumentierte Nachweise ist eine Bauhistorie kaum zu erstellen.
Vieles bleibt Mutmaßung und gehört in die Welt der Fabeln.
Fast jeder Stil läßt sich eben nachahmen: wie in Neugotik, Neoromanik, Neorenaissance, Neobarock etc, etc...
A.