Umleimer / Starkfurnierkante auf Rundung
Umleimer / Starkfurnierkante auf Rundung
Liebes Forum,
Ich bitte um Verzeihung, wenn dieses Thema schon behandelt wurde, ich habe die Suchfunktion bemüht aber nichts Entsprechendes gefunden...
ich möchte einen in die Zimmerecke eingepassten Schreibtisch realisieren, die Platte soll 135x50cm haben und an einem Eck eine größere Rundung, Radius 20-40cm. Ich würde gern eine Tischlerplatte dafür verwenden und am liebsten mit Echtholz-Umleimer abschließen (heißt glaube ich auch Starkfurnierkante?). Nun habe ich dazu zwei Fragen, da ich zwar schon mit Platten und Kunstoffumleimern, aber nicht mit Echtholzumleimern gearbeitet habe:
1.) Ist mit so einer Starkfurnierkante mit Schmelzkleber und Bügeleisen zum Auftrag auch ein Radius realisierbar, oder bricht die Furnierkante da? Bzw. muss ich auf die Stärke achten (ich dachte an eine 1-2mm Kante in Brike) oder auf den maximalen Radius?
2.) Muss ich eine Tischlerplatte aus Feuchtigkeits-/Stabiliätsgründen auch auf den nicht sichtbaren Kanten, die an die Wand anstoßen, mit Umleimer versehen, oder kann ich mir das dort sparen?
Vielen lieben Dank,
Gregor
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- Registriert: Mi 29. Mai 2019, 20:08
Re: Umleimer / Starkfurnierkante auf Rundung
Hallo Gregor
R 20-40 sollte überhaupt kein Problem sein, da bricht nix. eher schwierig ist die Aufbringung: 2mm Kante ist nicht mit Schmelzkleber erhältlich; auch geht die Wärme per Bügeleisen nicht so gut durch das Material.
Durch die Spannung ist es auch fraglich, ob der leim auch schnell und stark genug abbinden würde. Kante mit Schmelzkleber ist meist 0,6mm stark, das lässt sich gut bügeln, ergibt aber keine kräftige Rundung (Übergang Fläche/Kante).
Du wirst also nicht um das Aufleimen mit Zwingen drum herum kommen.
Die Kanten an der Wand brauchen eigentlich keine Kante - ist auch besser, wenn man nachträglich noch etwas nacharbeiten muß, um die Fuge dicht zu bekommen.
Ein"Profitip" für solche verleimungen: die Kanten an der Wand noch nicht auf maß schneiden, sondern 5 (odermehr) cm stehen lassen. An den drei Ecken einen größeren Radius anschneiden (der später weggeschnitten wird) und dann die Kante (länger gelassen) mit einem kräftigen Spanngurt vorspannen. Das ergibt eine dichte Fuge im Radiusbereich. Zusätzlich an den geraden Kanten (links und rechts der großen Rundung) mit Zulagen und Zwingen noch Druck aufbauen, das schafft der Spanngurt nicht. Falls dein Werkstücj schon auf Maß ist, kannst Du aber auch 5cm breite Leisen aus Restmaterial mit langen Schrauben ansetzen, die dann die Radien bekommen, (um scharfe Ecken bleibt der Spanngurt hängen und baut am wichtigen Radius keine Kraft auf.
Hoffe, mich halbwegs verständlich ausgedrückt zu haben.
ToFi
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Re: Umleimer / Starkfurnierkante auf Rundung
Hallo,
ich gehe jetzt davon aus, daß deine Tischlerplatte schon mit einem Sichtfurnier belegt ist. Das macht die Sache natürlich nicht einfacher, weil du jetzt einen Umleimer und keinen Anleimer anbringen musst und die Kantenfuge damit sichtbar ist.
Ich halte auch die Grutmethode für am einfachsten realisierbar, Allerdings finde ich das Ergebnis oftmals nicht zufriedenstellend. Ich habe bei dieser Methode immer wieder das Problem der dichten Fuge.
Alternativ könntes du über deine Starkfurnierkante oder Holzumlemer mehrere dünne Holzstreifen als Zulagen zur Druckverteileung legen und dann die Kante mit Zwingen, -am besten mit Kantenzwingen aufleimen. Problem, die wirst wahrscheinlich nicht soviele Kantenzwingen haben. Also zurück zu Methode 1.
Wenn die Kante dicker sein soll oder darf könnte man diese auch mit Dampf vorbiegen und dann aufleimen.
Viel Erfolg
Georg Pfab
Re: Umleimer / Starkfurnierkante auf Rundung
Lieber Georg, lieber TorFi,
vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten. Ich habe vielleicht vergessen zu sagen, dass ich zwar schon länger mit Holz arbeite, aber nur eine sehr kleine Werkstatt (ohne TKS) und wenig Erfahrung mit Plattenwerkstoffen habe. Ich wollte mir eine fertig zugeschnittene Tischlerplatte besorgen, mit der Oberfräse und Fräszirkel die Rundung anbringen und dann die Kante anbringen. Wenn ich Eure Antworten richtig verstehe, habe ich drei Möglichkeiten mit meinen Mitteln:
1.) das Aufbringen einer dünnen Schmelzklerber-Furnier (die habe ich mit 1mm Stärke online gefunden) mit dem Bügeleisen -- Nachteil: Ich kann dann die Kanten des Tisches nicht einmal ein bisschen Fasen oder runden
2.) eine stärkere Furnier von 2mm mit Leim (ich habe keine Kantenzwingen, müsste also mit der Spanngurt-Methode arbeiten)
3.) ich nehme gleich eine Leimholzplatte und kann die Kanten beliebig mit der Oberfräse gestalten
Nun bin ich mir nach Georgs Kommentar aber nicht sicher, ob Methode 2 wirklich ein vernünftiges Ergebnis liefert. Vermutlich ist die Vollholz-Methode 3 doch für mich die einfachste?
LG Gregor
- Thomas Kaes
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Re: Umleimer / Starkfurnierkante auf Rundung
Falls du genug Schraubwingen an deiner Platte mit Zulagen im Verlauf der Kante anbringen kannst,
ersetzt du die fehlenden Kantenzwingen mit vorbereiteten kurzen Zulagen und 2 Keilen die sich an der Schiene der jeweiligen Zwinge abstützen.
Das geht alles, nimm nur keinen Leim der extrem schnell abbindet, und mach einen trockenen Probelauf, ob du alles griffbereit liegen hast.
Gruss
Thomas
PS: Hast du keinen Kollegen in der Umgebung, der dir mal für ein Wochende eine Kiste Kantenzwingen leihen kann?
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Re: Umleimer / Starkfurnierkante auf Rundung
Hallo Gregor,
ich habe schon ewig keine Kante mehr aufgebügelt. Vieleicht hat ja jemand hier im Forum entsprechende Erfahrung?
Könnte man nicht eventuell 3 mal eine 1mm Kante nach einander aufbügeln?
Starkfurnierkanten bestehen doch auch oft aus mehreren Lagen Furnier.
Es grüßt Johannes
Heißluftfön?
Wie wäre es, den Umleimer mittels Heißluftfön "anzuschweißen", also beidseitig PVA_Leim auftragen und trocknen lassen, Furnier an einer Stelle mit Zwinge fixieren, dann den Schmelzkleber mit Heißluftfön anschmelzen und Furnier bis zum Erkalten Andrücken. Stückchenweises Vorgehen.
Sollte doch eigentlich klappen.
Viele Grüße, Philipp