Vielleicht bin ich ja nur zu dumm um den Sachverhalt zu verstehen, vielleicht verstehe ich ihn doch?
Da findet sich in einem Standardwerk zu diesem Maschinentyp die folgende Aussage:
"Der Parallelanschlag wird von vielen Holzwerkern leider nur sehr selten eingesetzt. Dabei können Sie selbst mit einfachen Modellen aus Blech schon sehr präzise Ergebnisse erzielen,...... Wenn Sie dann noch auf die richtige Führungsrichtung achten (....), dann ist der Parallelanschlag die schnellste Art, eine gerade verlaufende Holzkante mal eben mit einem Falz zu versehen. Und wenn die Nut nicht allzu weit von der Kante entfernt verlaufen soll, ist der Parallelanschlag auch dafür bestens geeignet."
Damit gehe ich konform, nicht wissend, ob der Parallelanschlag wirklich selten verwendet wird. Ein Problem habe ich aber mit einer Aussage, die sich 7 Seiten dahinter findet. Es geht um das Führen mit Richtscheit bzw. Führungsschiene:
"Aufgrund dieser "Zwangsführung" (gemeint ist durch eine Führungsschiene) sind Fehler beim Fräsen fast völlig ausgeschlossen. Ganz im Gegensatz zu einer einfachen Holzleiste, die als Führungskante benutzt wird. Hier ist die Gefahr extrem hoch, dass die Fräse aus der "Spur" läuft und von der Holzkante "wegdriftet". Das passiert vor allem dann, wenn Sie die Oberfräse in der falschen Richtung an der Leiste vorbei führen. Aus diesem Grund sind Holzleisten als Führung nicht zu empfehlen."
Ja was denn jetzt?
Die geometrischen Führungsgegebenheiten sind bei Parallelanschlag und Führungsleiste nach meinem technischen Verständnis völlig identisch, abgesehen davon dass die Führungsleiste auf Höhe der Fräsengrundplatte, der Parallelanschlag aber eine Ebene darunter führt. In beiden Fällen kann - wird? - die Fräse verlaufen, wenn man sie falsch herum führt, in beiden Fällen wird sie aber auch sicher vor einem Abdriften bewahrt, wenn die richtige Fräsrichtung eingehalten wird. Die Maschine zieht sich beim Gegenlauffräsen ja stets nach links. Also ist die Holzleiste absolut gleichwertig zum Parallelanschlag.
Warum kommt da der Verdacht auf, dass dem geneigten Leser eine - oft überteuerte(?) - Führungsschiene aufgeschwätzt werden soll?
Vielleicht deshalb, weil im gleichen Werk weiter hinten ein Praxistip im Zusammenhang mit Frästischen und Einlegeringen ebenfalls Unausgereiftes verkündet:
"Die meisten Oberfräsen bieten die Möglichkeit die Kopierhülsen mit zwei Maschinenschrauben zu befestigen. Anstelle der Hülsen können dort auch die Einlegeringe sicher befestigt werden.
Die Abbildung zeigt eine Dewalt-Fräse und einen selbst angefertigten Einlegering. Es ist leicht zu erkennen, dieser wird niemals an die gezeigte Fräse passen. Werden Bücher heutzutage nicht mehr redigiert, bevor man sie unters Volk bringt?
Sowas ärgert mich!
Rolf