Nuthobel: Spiel bei Holzgewindespindeln

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Lukas S.
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Nuthobel: Spiel bei Holzgewindespindeln

Beitrag von Lukas S. »

Hallo zusammen,
als überzeugter Holzhobeler bin ich schon lange auf der Suche nach einem alten, hölzernen Nuthobel, den es lohnt zu restaurieren. Er soll meinen Veritas Nuthobel zumindest teilweise ersetzen. Wie auch immer...
Mir ist nun ein alter, hölzerner Nuthobel der Firma Otto Kneisel zugelaufen, der es wert zu sein scheint. Ich hab den Hobel komplett zerlegt und werde hier auch ggf. eine Restaurationsbeschreibung liefern. Doch zunächst eine Frage:

Die Holzgewindespindeln bei Nuthobeln deutscher Herkunft sind ja, anders als bei Anglo-Amerikanischen, fest mit dem Hobelkorpus verbunden und nicht mit dem Anschlag. Meine Spindeln wackelten ganz leicht und nun habe ich sie entfernt, indem ich die beiden Sicherungsstifte entfernt habe. Sie ließen sich danach problemlos lösen. Die Spindeln sind (zumindest bei diesem hier) nicht mit dem Hobelkörper verleimt, wie ich bisher immer dachte.
Dabei fiel mir auch auf, dass die Bohrung durch den Hobelkörper 22 mm breit ist und die Spindeln nur einen Durchmesser von 21 mm aufweisen.
Nun meine Frage: Ist das eventuell Absicht und bei vielen anderen hölzernen Nuthobeln auch der Fall? Oder ist das durch unterschiedliches Schwinden des Holzes verursacht? Hat jemand seinen mal auseinandergenommen?

Um die Spindeln zu fixieren könnte ich einen 22mm Rundstab in die Löcher einleimen und ein neues 21mm Loch bohren. Allerdings sind qualitativ hochwertige 21mm Forstnerbohrer kein Schnäppchen und auch ist es zweifelhaft, ob ich bei dem alten Korpus zwei absolut parallele Löcher hinbekomme, damit die Spindeln nachher in einer Flucht sind. Insofern versuche ich es vielleicht einfach so. Wenn man den Anschlag fixiert bewegt sich da auch nichts mehr, weil sich die Spindeln anscheinen gegenseitig verkeilen. Aber ob das gewollt oder Zufall ist würde ich gerne rausfinden.

Zwei Bilder sollen die Befestigung veranschaulichen:
Spindeln Nuthobel 1.jpg
Spindeln Nuthobel 1.jpg (1.07 MiB) 1557 mal betrachtet
Spindeln Nuthobel 2.jpg
Spindeln Nuthobel 2.jpg (1.25 MiB) 1557 mal betrachtet
Viele Grüße
Lukas
Andreas Winkler
Beiträge: 1131
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Nuthobel: Spiel bei Holzgewindespindeln

Beitrag von Andreas Winkler »

Hallo Lukas,

habe selber noch keinen Nuthobel auseinandergenommen.

Gerade nachgeschaut - bei meinen sind die Spindeln auch etwas locker (wenn man alles lockert bzw. die Muttern komplett löst).
Nach einem ganzen Millimeter fühlt es sich allerdings nicht an... jedoch habe ich die Befestigungen auch nicht gelöst.

Mich persönlich stört es nicht, das ganze wird fest, wenn man die Muttern anzieht, sogar bombenfest, wenn man den Anschlag mit beiden Muttern kontert.

Könnte mir vorstellen, daß das fertigungstechnische Gründe hat (bzw. gehabt hat), also bewußt im losen Zustand etwas Spiel hat.
Es handelt sich ja um Holz...

Habe einen Nuthobel (Weißbuche), die Spindeln sind aus einem rötlichen Holz, könnte Apfelbaum-Holz sein.
Den Unterschied sieht man, weil an einer Spindel sm offenen Ende etwas ausgebrochen ist.

Gruß, Andreas
Lukas S.
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Re: Nuthobel: Spiel bei Holzgewindespindeln

Beitrag von Lukas S. »

Lieber Andreas,
vielen Dank. Das klingt alles genau so wie bei mir.
Mich persönlich stört es nicht, das ganze wird fest, wenn man die Muttern anzieht, sogar bombenfest, wenn man den Anschlag mit beiden Muttern kontert.
Genau so ist es bei mir auch.
Könnte mir vorstellen, daß das fertigungstechnische Gründe hat (bzw. gehabt hat), also bewußt im losen Zustand etwas Spiel hat.
Das denke ich auch. Ein Millimeter wirkt etwas viel, aber vielleicht war es ursprünglich weniger und ist über die Jahrzehnte durch unterschiedliches Schwinden mehr geworden.
Habe einen Nuthobel (Weißbuche), die Spindeln sind aus einem rötlichen Holz, könnte Apfelbaum-Holz sein.
Den Unterschied sieht man, weil an einer Spindel sm offenen Ende etwas ausgebrochen ist.
So ist es bei meinem auch. Ich denke es ist Apfel- oder Pflaumenholz. Jedenfalls ist es auch sehr hart.

Ich werde den Hobel aufarbeiten und dann berichten.
Viele Grüße,
Lukas
Idealist47
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Re: Nuthobel: Spiel bei Holzgewindespindeln

Beitrag von Idealist47 »

Guten Abend Lukas,

Ich denke nicht das du für einen Forstnerbohrer mit Sondermaße investieren solltest. Prüfe doch erstmal mit einen Furnier um die Holzwelle zu legen. Möglichst dann ein Furnier in einer Stärke von 0,5mm. Dazu das Furnier passend schneiden und wässern. Wenn alles angelegt ist und eingeschoben werden kann, wird sich zeigen, ob die Fluchten stimmen. Aus meiner Erfahrung werden bei der Restaurierung mit neuer vollständigen Funktion Abrichtarbeiten meist fällig.
Es gibt aber auch Modelle, die feste Wellen im Korpus haben und stirnseitig geschlitzt und verkleilt wurden!


Grüße von Martin
Lukas S.
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Re: Nuthobel: Spiel bei Holzgewindespindeln

Beitrag von Lukas S. »

Hallo Martin,
Danke für den Tip! Ich hab das probiert. In Ermangelung von 0,5 mm starkem Furnier habe ich entsprechende Hobelspäne „produziert“. 0,5 mm war zu viel. Bei 0,4 mm Stärke hat es geklappt. Die Spindeln sind nun fest, ohne Spiel und mit neuen Holznägeln verkeilt und der Hobel wartet auf den Rest der Restauration.
Vielen Dank und Grüße,
Lukas
Idealist47
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Re: Nuthobel: Spiel bei Holzgewindespindeln

Beitrag von Idealist47 »

Guten Abend,
manchmal sind Einfälle, die wenig mit Kosten verbunden sind, noch die Besten. Auf jeden Fall bei deinem Projekt, grautuliere

Vielleicht noch etwas Weitere dazu... Die Hersteller achteten darauf, das Buchenholz mit durchgehende Faser, minimal schräg verlaufend und
liegende Jahresringe geschnitten wurde. Das vordere Hobelteil mit dem Holzwuchs.
Die fertigen Teile ( Korpus ) wurden in Leinölfirnis getränkt. So lange, bis an den anderen Ende vom Korpus, das Öl sichtbar wurde. Ich hatte dieses mal ausprobiert. Dabei das Hobelmaul unten verschlossen und in einen Weckglas mit Leinöl hochkant eingelegt. Nach einigen Tagen, war das Leinöl komplett durch die Fasern gewandert.
Nur ölen in der Oberfläche reicht nicht aus, sei es noch so ein Öl, welches Kriechvermögen besitzt, z.b. Owatrol.
Besser noch, man beginnt mit erhitzen Leinöl.

Gutes Gelingen und zeige dann Bilder wenn es deine Zeit erlaubt.

Viele Grüße
Martin
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