Aufbau einer Treppenstufe, Wangentreppe

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AitshBee
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Aufbau einer Treppenstufe, Wangentreppe

Beitrag von AitshBee »

Moin zusammen!

Ich habe vor, in naher Zukunft eine Podesttreppe zu bauen. Zwar habe ich Möbeltischler gelernt, habe allerdings noch nie eine Treppe gebaut. Steigungswinkel, Auftrittfläche, etc. sind schon berechnet. Für den Aufbau habe ich mir ein paar Dinge überlegt, die evtl. nicht ganz der Norm entsprechen. Nun bin ich auf Kritik und Anregungen von Euch gespannt.

Es wird, wie gesagt eine Podesttreppe mit Setzstufen. Die Wangen wollte ich aus aus 60 x 280 KVH fertigen. Diese werden später weiß gestrichen.

Bei den Stufen wollte ich eine Trägerplatte (Multiplex, Sperrholz- oder Tischlerplatte,...), ca. 20 mm stark, in die Wangen "einnuten". Sollte doch eigentlich stabil genug sein. Diese wollte ich dann mit einer, auf die Trittbreite angepasste, 20 mm starken Eichenstufe (Vollholz) verkleben. Beim Kleber bin ich mir nicht sicher ob ich einfach Leim nehmen kann, oder ob ich einen flexiblen Kleber (Parkettkleber, o.ä.) nehmen sollte.

Die Treppe hat 8 Stufen, eine Stufentiefe von 290 mm und eine Stufenbreite von 900 mm.

Gibt es evtl. Alternativen für das Material der Wangen? Habe halt keinen Abrichter oder Dickenhobel zu Hause ;-)

Bin gespannt auf Eure Kommentare!
Bernd Grunwald
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Re: Aufbau einer Treppenstufe, Wangentreppe

Beitrag von Bernd Grunwald »

Moin XY ??

für die Wangen könntest du auch Brettschichtholz (auch als Leimbinder bekannt) nehmen. Das ist formstabiler als KVH. KVH geht natürlich auch, aber 60 mm scheint mir bei einer Länge von nur 8 Stufen etwas zu stark gewählt zu sein, 40 mm wäre aus statischer Sicht mehr als ausreichend.

Ich habe aber noch zwei Fragen:

1. Warum willst du für die Stufen eine Trägerplatte mit Eichenholz bekleben? Du könntest die Stufen doch nur aus Eiche machen.

2. Aus welchem Material willst du die Setzstufen herstellen? Und wie sollen die befestigt werden? Sollen die Setzstufen nur als Verblender dienen oder sollen sie auch tragende Eigenschaften haben, d.h. so mit den Trittstufen verbunden sein, dass die Trittstufen von den Setzstufen (gegen Durchbiegung) verstärkt werden? Wenn die Setzstufen mittragen, muß die Trittstufe nicht so dick sein (ich glaube, du hast mit 20+20= 40 mm Dicke geplant).

40 mm Dicke würde ich bei frei tragenden Trittstufen auch wählen. Wenn sie allerdings mit den Setzstufen biegesteif verbunden sind, können sie deutlich dünner sein (wobei man die Vorderkante der Trittstufe mit einer Leiste unten drunter optisch verstärken kann).

Gruß
Bernd
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Thomas Kaes
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Re: Aufbau einer Treppenstufe, Wangentreppe

Beitrag von Thomas Kaes »

AitshBee hat geschrieben: Mi 31. Jan 2024, 14:56 Moin zusammen!
Ich habe vor, in naher Zukunft eine Podesttreppe zu bauen.
Bin gespannt auf Eure Kommentare!
Dann würde ich mich doch als erstes an das "Regelwerk Handwerkliche Holztreppen" halten.
Damit hättest du von der Tragfähigkeit schon mal die wichtigen Sachen eingehalten.
https://treppenbau.de/fuer-kunden/regelwerk
Gruss
Thomas
AitshBee
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Re: Aufbau einer Treppenstufe, Wangentreppe

Beitrag von AitshBee »

Moin Bernd,

vielen Dank erst mal für den ausführlichen Output!
Für den Aufbau der Wangen, BSH anstatt KVH zu benutzen scheint mir sinnvoll. Hatte ich noch nie mit zu tun. Bei beiden Varianten habe ich das Problem, dass die ortsansässigen Holzhändler, bei einer Breite von min 280mm erst ab 60mm Stärke liefern können. Ich würde auch lieber auf 40mm gehen...

Zu Deinen Fragen:
1. Ich habe wie gesagt keinen Abrichter und Dickenhobel zur Hand. Deswegen müsste ich mir fertige Treppenstufen kaufen. Die liegen so um und bei 70 € pro Stück. Wenn ich eine Trägerplatte mit Eiche beklebe, liege ich bei max. 40€ pro Stufe. Bei insgesamt 31 Stufen ist das ne Menge Holz. Ich weiß allerdings auch, dass ich hier optische Kompromisse eingehen würde, da die Stufen aus Leimholz bestehen. (Alternativen?)
2. Um die Setzstufen hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Eigentlich sollten diese Hauptsächlich als Verblender dienen. Deine Idee diese auch als Versteifung zu nehmen ist super und werde ich in meine Planung mit übernehmen. Allerdings glaube ich, dass 20mm Stufenstärke zu gering ist. Könnte dann ja eine 28er Eichen-Küchenarbeitsplatte zweckentfremden.... (Alternativen?)

Hab mal zum besseren Verständnis ein paar Bilder mit dazu gepackt. Entschuldigt bitte meine zeichnerischen Leistungen ;-)
Viele Grüße, der Henning (AitshBee)
Treppenstufenaufbau.jpg
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AitshBee
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Re: Aufbau einer Treppenstufe, Wangentreppe

Beitrag von AitshBee »

Moin Thomas,

Regeln sind da, um sie zu brechen :D Aber Danke Dir! Finde ich allerdings überdimensioniert. Man sollte ja einen Unterschied zwischen Eichen- und Pappel-Treppenstufen machen.

Gruß, Henning
Bernd Grunwald
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Re: Aufbau einer Treppenstufe, Wangentreppe

Beitrag von Bernd Grunwald »

AitshBee hat geschrieben: Mo 5. Feb 2024, 14:13 Moin Thomas,

Regeln sind da, um sie zu brechen :D Aber Danke Dir! Finde ich allerdings überdimensioniert. Man sollte ja einen Unterschied zwischen Eichen- und Pappel-Treppenstufen machen.

Gruß, Henning
Hallo Henning,

überdimensioniert sind die Regeln sicherlich nicht. Es steckt allerdings eine ordentliche Portion Reserve (vor allem bei kleineren Treppen) drin. Das Problem ist auch nicht so sehr die Statik (d.h. die Biegespannungen etc.), sondern die Durchbiegung der Hölzer. Wenn sich eine Treppe oder auch nur eine Stufe unter Last sichtbar durchbiegt, dann hält sie zwar immer noch die Last aus, aber die Durchbiegung ist dann einfach zu groß (das Ganze sieht dann schwach und überhaupt nicht schön aus). Deshalb tut man in der Regel schon gut daran, entweder eine Statik zu erstellen oder nach der Empfehlung des Regelwerks zu bauen.

Gruß
Bernd
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Thomas Kaes
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Re: Aufbau einer Treppenstufe, Wangentreppe

Beitrag von Thomas Kaes »

AitshBee hat geschrieben: Mo 5. Feb 2024, 14:13 Moin Thomas,
Regeln sind da, um sie zu brechen :D Aber Danke Dir! Finde ich allerdings überdimensioniert. Man sollte ja einen Unterschied zwischen Eichen- und Pappel-Treppenstufen machen.
Gruß, Henning
Du bist mein Held!

Vielleicht wurden die Regeln für Leute wie dich entwickelt, denen als Möbeltischler untergegangen ist, das ihre 20 mm Multiplexplatte die Hälfte der Lagen in der der falschen Richtung hat, und das nicht dazu beiträgt die Durchbiegung deiner Stufe zu verringern.
Und deine Idee, die Eichestufen mit einem Parkettkleber aufzusetzen, verbessert die Tragfähigkeit der Stufen auch nicht.
Aber mach mal.
Gruss
Thomas
Bernd Grunwald
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Re: Aufbau einer Treppenstufe, Wangentreppe

Beitrag von Bernd Grunwald »

Thomas Kaes hat geschrieben: Di 6. Feb 2024, 07:41 das ihre 20 mm Multiplexplatte die Hälfte der Lagen in der der falschen Richtung hat, und das nicht dazu beiträgt die Durchbiegung deiner Stufe zu verringern.
Und deine Idee, die Eichestufen mit einem Parkettkleber aufzusetzen, verbessert die Tragfähigkeit der Stufen auch nicht.
Aber mach mal.
Parkettkleber ist wirklich keine gute Idee, wenn man zwei Platten (20mm Multiplex und 20mm Eiche) zusammenkleben will, um eine tragfähige, biegesteife Platte von 40 mm Stärke zu erhalten. Besser ist hier wasserfester Holzleim (D3 oder D4), der mit so vielen Zwingen wie möglich ordentlich gepresst wird, sodass eine gute Leimverbindung entsteht, die dann auch in der Lage ist, die Biege- und Querkräfte verlässlich über die gesamte Plattendicke (40 mm) zu tragen.

Dabei spielt die Tatsache, dass die Hälfte der Lagen in der Multiplexplatte in der "falschen" Richtung liegen, allerdings keine Rolle (die oberste und die unterste Lage sollte jedoch nicht in Querrichtung, sondern in Längsrichtung der Treppenstufe verlaufen). Die Durchbiegung der Stufe wird dadurch weder verringert noch erhöht.

Wichtig ist eine gute, kraftschlüssige Verleimung der beiden 20 mm dicken Platten. Dafür bitte keinen fugenfüllenden plasto-elastischen Kleber (z.B. Parkett- oder Fliesenkleber, etc.) verwenden!

Gruß
Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Grunwald am Di 6. Feb 2024, 09:59, insgesamt 1-mal geändert.
AitshBee
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Re: Aufbau einer Treppenstufe, Wangentreppe

Beitrag von AitshBee »

Hallo Thomas,

ich möchte eigentlich nicht so ins Detail gehen, aber Muliplex hat eine Holzhärte von 45 N/mm², Eiche dagegen nur 34 N/mm².

Ich wollte Niemanden angreifen oder in Frage stellen. Nur sollte doch unterschieden werden, aus welchem Holz ich eine Treppenstufe baue. Im Regelwerk des Treppenbaus ist es mir einfach zu allgemein beschrieben.

Ich bin nur auf der Suche nach einer stabilen aber auch kostengünstigeren Variante eine Treppe zu bauen. Und da eine Treppe andere Ansprüche fordert als ein Esstisch schreibe ich in diesem Forum und hoffe auf Experten zu treffen, die Lust haben Ihr Wissen zu teilen.

Ich weiß auch, dass ich evtl. von der Norm abweiche. Aber warum kann man nicht mal etwas hinterfragen...
AitshBee
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Re: Aufbau einer Treppenstufe, Wangentreppe

Beitrag von AitshBee »

Moin Bernd,

vielen Dank erstmal für Deine wirklich hilfreichen Tips. Die bringen mich wirklich weiter!

Ich hatte nur bedenken Leim zu benutzen, weil wenn man eine Trägerplatte einseitig furniert ist es vorprogrammiert, dass diese sich verzieht. Da hier allerdings die Trägerplatte und die Belagsplatte beide die selbe Stärke haben gehe ich auch davon aus, dass sich diese, auch wenn aus unterschiedlichem Material, sich nicht nennenswert verziehen werden.

Gruß Henning
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