Hallo, liebe Holzwerker,
so langsam kommt die Zeit für's Wintercamping. Wir sind gerne im Winter in den Bergen im Schnee und machen das auch mit unserem Wohnwagen. Im Winter hat man bei Frost allerdings das Problem, dass man kein Abwasser in den nicht isolierten, ungeheizten Abwassertank lassen sollte, denn dann friert die ganze Sache sehr schnell fest ...
Unterwegs und auf dem Campingplatz möchten wir aber trotzdem weitgehend unabhängig von Sanitärgebäuden sein. Wir möchten unser komfortables Bad im Wohnwagen zum Waschen und Zähneputzen etc. auch im Winter, auch bei Frost, nutzen.
So kam ich auf die Idee, ein Waschbecken aus Holz anzufertigen, das genau in das im Wohnwagen vorhanden Waschbecken passt. Der Clou: das Holzwaschbecken hat keinen Abfluss. Es ist über die beiden Griffmulden herausnehmbar und wird in einen Eimer entleert, der im Wohnwagen steht und deshalb nicht einfrieren kann.
Das Becken wurde aus vollem Holz (aus zwei miteinander verleimten Holzarten) geschnitzt. Es hat eine Wandstärke von 6 - 7 mm. Innen und außen ist es mit Epoxidharz und eingearbeitetem Glasflies beschichtet (genau wie bei einem Kanu, das allerdings nicht aus vollem Holz, sondern in Leistenbauweise gebaut wird). Danach: 4 Schichten Bootslack innen und außen.
Nun aber genug der Worte, denn Bilder sagen manchmal mehr.
Gruß
Bernd
Hier sieht man die Harzerei und das Glasflies auf der Innenseite (nach dem Aushärten wird der Überstand abgeschnitten):
Detailansicht:
Die Einbausituation: das Waschbecken im Bad im Wohnwagen:
So sieht es beim Wintercamping aus:
Geschnitzt: Wohnwagen-Waschbecken aus Holz
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Re: Geschnitzt: Wohnwagen-Waschbecken aus Holz
Hallo Bernd,
Camping und diese Art der Holzbearbeitung sind mir zwar völlig fremd. Aber ich finde den Waschbeckeneinsatz sehr gelungen. Eine tolle Idee für euer "Problem". Das macht es doch nochmal eine ganze Ecke wohnlicher im Bad.
Welche Holzarten hast du verwendet? Die Kombination ist sehr gelungen.
Welche Werkzeuge hast du zum aushöhlen genutzt?
Viele Grüße
Thomas
Camping und diese Art der Holzbearbeitung sind mir zwar völlig fremd. Aber ich finde den Waschbeckeneinsatz sehr gelungen. Eine tolle Idee für euer "Problem". Das macht es doch nochmal eine ganze Ecke wohnlicher im Bad.
Welche Holzarten hast du verwendet? Die Kombination ist sehr gelungen.
Welche Werkzeuge hast du zum aushöhlen genutzt?
Viele Grüße
Thomas
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Re: Geschnitzt: Wohnwagen-Waschbecken aus Holz
Hallo Thomas,
es freut mich, dass dir die "Schüssel" gefällt. Die Kombination der Holzarten war so eigentlich gar nicht geplant. Ich hatte nicht genug von einer Sorte in meinem Holzvorrat und habe deshalb nur nach Stücken gesucht, die von den Abmessungen her passen würden. Da ist mir ein dickes, astfreies Stück Kiefer und ein tropisches Holz (ich vermute, es ist Abachi) in die Hände gefallen. Aufeinander geleimt waren die Stücke dann auch noch dick genug, um die erforderliche Tiefe der Schale abzudecken.
Das Tropenholz ließ sich sehr gut schnitzen, an der Kiefer habe ich mir allerdings "die Zähne ausgebissen". Sie hat sich als sehr hart erwiesen und hat meine Geduld ordentlich herausgefordert. Nochmal würde ich Kiefer nicht für sowas nehmen. Ich wusste aber vorher schon, dass sich Nadelholz nicht gut schnitzen lässt. Doch das Brett hatte nun mal die erforderlichen Abmessungen (die Maserung sah zudem auch noch richtig schön aus) - und - einmal damit angefangen, wollte ich die Sache dann aber auch zu Ende bringen...
Das Aushöhlen der groben Form ging mit einem Einhand-Hohldechsel relativ zügig von der Hand. Auch die Kiefer ließ sich mit dem Dechsel noch relativ gut abtragen. Für die Feinarbeit kamen diverse Hohleisen zum Einsatz. Das Tropenholz ließ sich sogar ohne Klüpfel gut schnitzen, bei der Kiefer musste ich mit dem Klüpfel draufhauen, und zwar mit sehr kräftigen Schlägen. Danach war Schleifen angesagt.
Gruß
Bernd
es freut mich, dass dir die "Schüssel" gefällt. Die Kombination der Holzarten war so eigentlich gar nicht geplant. Ich hatte nicht genug von einer Sorte in meinem Holzvorrat und habe deshalb nur nach Stücken gesucht, die von den Abmessungen her passen würden. Da ist mir ein dickes, astfreies Stück Kiefer und ein tropisches Holz (ich vermute, es ist Abachi) in die Hände gefallen. Aufeinander geleimt waren die Stücke dann auch noch dick genug, um die erforderliche Tiefe der Schale abzudecken.
Das Tropenholz ließ sich sehr gut schnitzen, an der Kiefer habe ich mir allerdings "die Zähne ausgebissen". Sie hat sich als sehr hart erwiesen und hat meine Geduld ordentlich herausgefordert. Nochmal würde ich Kiefer nicht für sowas nehmen. Ich wusste aber vorher schon, dass sich Nadelholz nicht gut schnitzen lässt. Doch das Brett hatte nun mal die erforderlichen Abmessungen (die Maserung sah zudem auch noch richtig schön aus) - und - einmal damit angefangen, wollte ich die Sache dann aber auch zu Ende bringen...
Das Aushöhlen der groben Form ging mit einem Einhand-Hohldechsel relativ zügig von der Hand. Auch die Kiefer ließ sich mit dem Dechsel noch relativ gut abtragen. Für die Feinarbeit kamen diverse Hohleisen zum Einsatz. Das Tropenholz ließ sich sogar ohne Klüpfel gut schnitzen, bei der Kiefer musste ich mit dem Klüpfel draufhauen, und zwar mit sehr kräftigen Schlägen. Danach war Schleifen angesagt.
Gruß
Bernd
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Re: Geschnitzt: Wohnwagen-Waschbecken aus Holz
Hallo Bernd,
das ist ein wirklich krasses Projekt. Das zu schnitzen, darauf wär ich nicht gekommen. Was mich interessiert: Wie hast Du das in das vorhandene Waschbecken eingepasst? Stell ich mit sehr mühsam vor. Vielleicht "tuschiert" mit Kopierpapier oder Ähnlichem? Und immer wieder zwischen Wohnwagen ind Werkstatt hin und her?
Und wie bekommt man bei einem Objekt dieser Größe eine einigermaßen gleichmäßige Wandstärke hin? Mit einem Taster?
Grüße, Friedrich
das ist ein wirklich krasses Projekt. Das zu schnitzen, darauf wär ich nicht gekommen. Was mich interessiert: Wie hast Du das in das vorhandene Waschbecken eingepasst? Stell ich mit sehr mühsam vor. Vielleicht "tuschiert" mit Kopierpapier oder Ähnlichem? Und immer wieder zwischen Wohnwagen ind Werkstatt hin und her?
Und wie bekommt man bei einem Objekt dieser Größe eine einigermaßen gleichmäßige Wandstärke hin? Mit einem Taster?
Grüße, Friedrich
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Re: Geschnitzt: Wohnwagen-Waschbecken aus Holz
Hallo Bernd,
das ist ja schon ein fast skurriles Projekt.
Das Ergebnis ist aber hervorragend.
Die Dichtheit scheint eindeutig im Vordergrund gestanden zu haben.
Wozu sonst das Glasvlies?
Hätte der Bootslack denn nicht gereicht?
Viele Grüße
Markus
das ist ja schon ein fast skurriles Projekt.
Das Ergebnis ist aber hervorragend.
Die Dichtheit scheint eindeutig im Vordergrund gestanden zu haben.
Wozu sonst das Glasvlies?
Hätte der Bootslack denn nicht gereicht?
Viele Grüße
Markus
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Re: Geschnitzt: Wohnwagen-Waschbecken aus Holz
Hallo Friedrich und Markus,
bin soeben auf dem Wintercampingplatz in Österreich angekommen. Die Schüssel haben wir in Gebrauch. Funktioniert sehr gut. Nun zu den Fragen:
Wie hab ich das eingepasst? Ja, genau so, wie du, Friedrich, es schon vermutet hast. Als Erstes habe ich mir aber zwei Pappschablonen gemacht, eine in Längsrichtung, und eine in Querrichtung. Bei der Pappe kann man immer was wegschneiden, bis die Krümmung ins Becken passt. Mit Hilfe der beiden Schablonen habe ich die grobe Form (außen) angelegt. Die Feinarbeit wurde mit Kohlepapier gemacht: Ein Blatt Kohlepapier (Durchschlagpapier aus der guten alten Schreibmaschinenzeit) ins Waschbecken legen, die Holzschale drauflegen und das Kohlepapier unter der Schale langsam rausziehen. Alle Stellen, die schwarze Markierungen zeigen, wegschnitzen (bzw. wenn die endgültige Form nahezu erreicht ist, wegschleifen). Ja, und immer wieder zwischen Wohnwagen und Werkstatt hin und her laufen. Der Weg ist bei mir aber nicht weit. Man braucht etwas Geduld, und läuft lieber einmal mehr als einmal zu wenig, aber dann passt es auch. Erst außen passend machen, dann innen aushöhlen - nicht umgekehrt.
Und nun zur Wandstärke: Mit dem Dechsel wird das Grobe ausgehauen, mit diversen Hohleisen die nächste Stufe. Wenn - gefühlt - das Meiste raus ist, wird gemessen. Dafür habe ich tatsächlich einen zangenförmigen Taster mit Messuhr. Es geht auch mit einer selbstgebauten 8, die aus zwei s-förmigen Holz- oder Metall-Bögen besteht (Drehpunkt in der Mitte der 8). So habe ich die Wandstärke von Schalen gemessen, als ich noch keinen Taster hatte. Die Messergebnisse mit Bleistift direkt auf die Oberfläche schreiben. Sie liegen nach dem groben Schnitzen noch bis zu 10, 15 oder sogar 20 mm auseinander. Nun beginnt die Vertiefung der Schale bis auf die Sollstärke. Dafür nehme ich ein schmales, stark gebogenes Hohleisen, sagen wir, Stich 10 oder Stich 11. Damit lege ich eine Furche ins Holz (vom Rand der Schale runter bis zur tiefsten Stelle der Schale). In der Furche wird die Wandstärke wieder gemessen (geht mit dem Taster viel besser als mit der 8, denn den Taster kann man durch die Furche ziehen und dabei sofort die Wandstärke ablesen). Dort, wo die Sollwandstärke erreicht wurde, wird sie mit einem Bleistiftstrich gekennzeichnet. Die übrigen Stellen der Furche werden mit dem schmalen Hohleisen weiter vertieft, bis auch hier die Sollstärke erreicht ist. Wenn der Bleistiftstrich durch die ganze Länge der Furche geht, ist überall in der Furche die Sollwandstärke erreicht. Auf diese Weise lege ich sternförmig weitere Furchen an und erreiche in allen Furchen die Sollwandstärke. Nun sehe ich sehr genau, wieviel neben den Furchen noch weggeschnitzt werden muss.
Ob der Bootslack gereicht hätte? Ich weiß es nicht. Darüber habe ich aber auch nicht nachgedacht, denn ich hatte vom Kanubau noch genug Epoxidharz und auch Glasvlies übrig. Da mein Kanu perfekt wasserdicht ist, habe ich die "Schüssel" mit der bewährten Epoxidharz-Glasfaser-Technik "abgedichtet".
Habe ich damit eure Fragen einigermaßen hinreichend beantwortet? Wenn ihr noch Fragen habt oder noch was zu diesem Projekt wissen wollt - gerne.
Gruß
Bernd
bin soeben auf dem Wintercampingplatz in Österreich angekommen. Die Schüssel haben wir in Gebrauch. Funktioniert sehr gut. Nun zu den Fragen:
Wie hab ich das eingepasst? Ja, genau so, wie du, Friedrich, es schon vermutet hast. Als Erstes habe ich mir aber zwei Pappschablonen gemacht, eine in Längsrichtung, und eine in Querrichtung. Bei der Pappe kann man immer was wegschneiden, bis die Krümmung ins Becken passt. Mit Hilfe der beiden Schablonen habe ich die grobe Form (außen) angelegt. Die Feinarbeit wurde mit Kohlepapier gemacht: Ein Blatt Kohlepapier (Durchschlagpapier aus der guten alten Schreibmaschinenzeit) ins Waschbecken legen, die Holzschale drauflegen und das Kohlepapier unter der Schale langsam rausziehen. Alle Stellen, die schwarze Markierungen zeigen, wegschnitzen (bzw. wenn die endgültige Form nahezu erreicht ist, wegschleifen). Ja, und immer wieder zwischen Wohnwagen und Werkstatt hin und her laufen. Der Weg ist bei mir aber nicht weit. Man braucht etwas Geduld, und läuft lieber einmal mehr als einmal zu wenig, aber dann passt es auch. Erst außen passend machen, dann innen aushöhlen - nicht umgekehrt.
Und nun zur Wandstärke: Mit dem Dechsel wird das Grobe ausgehauen, mit diversen Hohleisen die nächste Stufe. Wenn - gefühlt - das Meiste raus ist, wird gemessen. Dafür habe ich tatsächlich einen zangenförmigen Taster mit Messuhr. Es geht auch mit einer selbstgebauten 8, die aus zwei s-förmigen Holz- oder Metall-Bögen besteht (Drehpunkt in der Mitte der 8). So habe ich die Wandstärke von Schalen gemessen, als ich noch keinen Taster hatte. Die Messergebnisse mit Bleistift direkt auf die Oberfläche schreiben. Sie liegen nach dem groben Schnitzen noch bis zu 10, 15 oder sogar 20 mm auseinander. Nun beginnt die Vertiefung der Schale bis auf die Sollstärke. Dafür nehme ich ein schmales, stark gebogenes Hohleisen, sagen wir, Stich 10 oder Stich 11. Damit lege ich eine Furche ins Holz (vom Rand der Schale runter bis zur tiefsten Stelle der Schale). In der Furche wird die Wandstärke wieder gemessen (geht mit dem Taster viel besser als mit der 8, denn den Taster kann man durch die Furche ziehen und dabei sofort die Wandstärke ablesen). Dort, wo die Sollwandstärke erreicht wurde, wird sie mit einem Bleistiftstrich gekennzeichnet. Die übrigen Stellen der Furche werden mit dem schmalen Hohleisen weiter vertieft, bis auch hier die Sollstärke erreicht ist. Wenn der Bleistiftstrich durch die ganze Länge der Furche geht, ist überall in der Furche die Sollwandstärke erreicht. Auf diese Weise lege ich sternförmig weitere Furchen an und erreiche in allen Furchen die Sollwandstärke. Nun sehe ich sehr genau, wieviel neben den Furchen noch weggeschnitzt werden muss.
Ob der Bootslack gereicht hätte? Ich weiß es nicht. Darüber habe ich aber auch nicht nachgedacht, denn ich hatte vom Kanubau noch genug Epoxidharz und auch Glasvlies übrig. Da mein Kanu perfekt wasserdicht ist, habe ich die "Schüssel" mit der bewährten Epoxidharz-Glasfaser-Technik "abgedichtet".
Habe ich damit eure Fragen einigermaßen hinreichend beantwortet? Wenn ihr noch Fragen habt oder noch was zu diesem Projekt wissen wollt - gerne.
Gruß
Bernd