Oberflächenbehandlung Leinöl + Shellack

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
PoorManWoodworker
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Oberflächenbehandlung Leinöl + Shellack

Beitrag von PoorManWoodworker »

Moin zusammen!

Ich habe Anfang des Jahres mit der Holzbearbeitung begonnen, ausschließlich Handwerkzeuge (stromlos) und lerne viel dazu.
Momentan fertige ich einen Schaukelstuhl (ist in der Endphase bin momentan mit dem Schleifen beschäftigt und den Kufenlauf noch etwas runder zu gestalten) und mache mir schon Gedanken über die Oberflächenbehandlung.
Ich bin recht strikter Anhänger von naturnahen Lösungen und benutze bisher nicht gekochtes Leinöl. Außerdem habe ich eine Leinöl/Sojawachs/Essigessenz hergestellt mit der ich das Ende von Bohlen, Stämme versiegle die ich aber noch nicht als Oberflächenbehandlung getestet habe.
Da der Schaukelstuhl für meine Beginner-Fähigkeiten ganz passabel geworden ist, möchte ich dementsprechend auch etwas mehr Fokus auf die Oberflächenbehandlung legen und dort dazu lernen.

Da ausschließlich mit Handwerkzeugen und somit sehr zeitintensiv suche ich nach Wegen, auf denen ich Zeit einsparen kann (auch aus Platzgründen) und würde gerne nach(mit) der ersten Schicht Leinöl, 2-3 Schichten Shellack auftragen (Shellack selbst ansetzen ist verstanden). Oder eine Kombilösung aus beidem anstreben. Mir ist es schon wichtig Leinöl zu verwenden, da mir die Anfeuerung des Holzes sehr gut gefällt. (mir ist bewusst das bei manchen Hölzern der Unterschied zwischen einer Leinöl/Shellackoption und reinem Shellackauftrag nur marginal ist). Mir geht es nun erst einmal um die Hölzer bei denen der Einsatz von Leinöl wirklich einen Unterschied macht.

1) Leinölauftrag, anschließend Shellack
Recherchen haben unterschiedliche Herangehensweisen ergeben
-Leinölauftrag, nach 15-30 Min. Restfilm abwischen, 1-2 Tage Trockenzeit, Shellackauftrag
-Leinölauftrag, nach 15-30 Min. Restfilm abwischen, 30-60 Min trocknen lassen, Shellackauftrag
-Leinölauftrag, Restfilm abwischen sofortiger Shellackauftrag

Hier wurde überwiegend gekochtes Leinöl (kein Leinölfirnis) verwendet. Hat jemand Erfahrungen mit nicht gekochtem Leinöl (das habe ich noch vorrätig, aber es ist auch möglich dass ich mir noch gekochtes Leinöl besorge) und Trockenzeiten die nicht länger als einen Tag betragen?
Davon abgesehen würde ich gerne den Prozess verstehen, ob nicht gekochtes und entsprechend nicht vollständig ausgehärtetes Leinöl die Möglichkeit hat unter der Shellackschicht auszuhärten?
Dritte Methode bezieht sich auf Jeff Jewitt (https://www.finewoodworking.com/author/ ... hor_page=2 scheint Expertise in Sachen Oberflächenbehandlung zu haben), da ich davon ausgehe, dass auch gekochtes Leinöl nach dieser kurzen Zeit nicht ausgehärtet ist, stellt sich für mich die Frage ob es dann nicht belanglos ist, welches Leinöl ich dafür verwende und ein Shellackanstrich die Aushärtung generell nicht verhindert?

2) Auftrag aus einer Leinöl/Shellackmischung (50/50 oder veränderbaren Anteilen)

-Meine Recherchen hier haben ergeben, dass manche Drechsler 50/50 Shellack/Leinöl (wobei ich da generell nicht weiß was für Leinöl verwendet wurde/wird) (Friction Polish) mischen und auftragen. Ist diese Prozedur nur für Drechsler sinnvoll, da durch die hohe Umdrehung/Wärme diese Mischung oder der Leinölanteil entsprechend schnell aushärtet?
-French Polishing, wobei da der Leinölanteil nur sehr gering ist?!

Mehr habe ich bis hierhin nicht gefunden.

Zu Nr 1) werde ich wohl etwas experimentieren, mich interessiert jedoch Nr 2) ganz besonders, da dieser Weg der einfachste ist. Auch hier werde ich in den kommenden Tagen Probebrettchen anfertigen, aber bevor ich mich da an den Schaukelstuhl wage und keinerlei Langzeiterfahrungen habe, bin ich brennend interessiert ob jemand Erfahrungswerte mit mir teilen möchte?!

Vielen Dank, für alle ein schönes Wochenende und bis bald! ( :
Friedrich Kollenrott
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Re: Oberflächenbehandlung Leinöl + Shellack

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

Hallo Unbekannte:r
als erste Anmerkung: Du kannst Dich hier nennen wie Du willst, gern auch woodwizard oder Holzbein. Es wäre aber gut, wenn Du Deinen Beitrag mit irgendeinem Namen (z. B.: Grüße, Jens) abschliesst, denn es ist einfacher und persönlicher, wenn man Dich ib einer Antwort anreden kann. Aber mach es, wie Du willst.

Zu Deiner Frage: Ich mach Arbeiten aus Massivholz mit Handwerkzeugen seit ungefähr 60 Jahren. Ich habe Holzoberflächen mit allen möglichen Mitteln behandelt: Lacke, Wachse, Öle, Lasuren usw. Das Schlimmste waren gifthaltige Lasuren, aber die fass ich schon ewig nicht mehr an.

Ich bin letztlich dazu gekommen, Holz "für innen" nur noch mit einfachen trocknenden Ölen zu behandeln, ich finde, das gibt sehr schöne Oberflächen. Natürliches Leinöl (Lebensmittel), wenn es dauern darf, wenn nicht: Leinölfirnis. Ind wenn es nicht vergilben soll, nehme ich Nussöl, das nach Auftrag allerdings sehr lange Trockenzeit hat. Die vielen speziellen Ölprodukte, die der Handel anbietet, verwende ich nicht.

Warum Du Schellack einsetzen willst, oder glaubst, es einsetzen zu sollen, habe ich nicht verstanden. Erklärst Du es?

Grüße, Friedrich
PoorManWoodworker
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Re: Oberflächenbehandlung Leinöl + Shellack

Beitrag von PoorManWoodworker »

Moin Friedrich, Päddy hier. ( :

Vielen Dank für deine zügige Rückmeldung und dann kann ich den Beitrag auch gleich mal nutzen um dir ein "persönliches" Danke zu überbringen, da ich bei dem Thema Schärfen viel im Netz durchforstet habe, aber letztendlich regelmäßig auf deine Schärfanleitungen zurück greife.

Leinölfirnis kommt aufgrund der Sikkative nicht in Frage.

Shellack möchte ich verwenden, weil
a) ich mir dadurch erhoffe die Oberfläche auf dem Schaukelstuhl (und zukünftig auch bei anderen Holzobjekten) langlebiger zu gestalten und
b) durch den Einsatz von Shellack die Möglichkeit sehe (siehe 1)-3 und 2)-2 ), schneller eine zweite, dritte Schicht (Shellack) auftragen zu können um somit die lange Wartezeit von einem Leinölauftrag zum nächsten zu vermeiden.
c) Bringst du eigentlich ins Spiel, da dachte ich vorhin gar nicht dran. Ich habe vor Monaten einen einfacheren Stuhl gefertigt der schon recht zügig vergilbt ist (recht viel Leichteinfluss)

Letztendlich soll das ein/e Überlegung/Versuch sein Leinöl in Kombi mit Shellack schneller verarbeitbar und das Holzobjekt etwas langlebiger zu gestalten.

Mit dem Nussöl ist ein guter Hinweis für kleinere Projekte, die nicht so viel Platz weg nehmen. Kommt auf jeden Fall auf die Merkiliste.
Fabi
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Re: Oberflächenbehandlung Leinöl + Shellack

Beitrag von Fabi »

Hallo Paddy :-)

Zu Deinen Fragen wegen der Aushärtung von Leinöl:
Diese findet statt indem das Öl unter UV-Einstrahlung mit Sauerstoff oxidiert. Wenn Du das ganze also unter einer Schicht Shellack versiegelst dürfte sich der Prozess verlängern.
Das Wissen um die Reaktion Öl + Licht + Sauerstoff hat mir schon viele Fragen rund um die Arbeit mit Leinöl beantwortet.

Nun habe ich zum Verständnis zwei Fragen an Dich:

- Firniss kommt Dir wegen der Sikkative nicht in Frage? Warum nicht? Weisst Du was Sikkative sind?

- Du möchtest die Langlebigkeit Deines Stuhles durch den Auftrag einer Hochglanzpolitur verlängern - wie das?

Ich würde mich dem Kommentar von Friedrich anschliessen: Aushärtende Öle ergeben wunderbare Holz-Oberflächen. Allerdings nicht glänzend, sondern eher 'Matt'. Ob es gefällt ist Geschmacksache. Für einen Stuhl würde ich zusätzlich noch Wachse mit ins Spiel holen. zb: Bienen- oder Carnaubawachs, evtl. mit (Lein oder anderem) Öl vermischt um die Streichfähigkeit zu verbessern.
Für Shellack würde ich mich nur dann entscheiden, wenn es 'Hochglanz' auf natürlicher Basis werden soll. Ansonsten wüsste ich nicht, welche Vorteile das haben soll.

Beste Grüsse,
Fabien
MaxS
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Re: Oberflächenbehandlung Leinöl + Shellack

Beitrag von MaxS »

Hallo Paddy,

zum Thema Sikkative: Es gibt da große Unterschiede von bleihaltigen Trockenstoffen bis hin zu Mangan- und ähnlichen Trocknern. Nicht alle sikkativierten Öle sind heute gesundheitsschädlich, vermutlich ist das heute die absolute Minderheit. Ein Blick ins SDB hilft.
Was gekochtes Leinöl angeht: dieser Begriff wurde/wird meines Wissens z.T. synonym zu Leinölfirnis gebraucht.

Schellack auf Öl ist nichts neues, das wurde auch schon viel früher zur Anfeuerung der Maserung gemacht - meines Wissens. Allerdings sind dabei sehr lange Trockenzeiten einzuhalten, bevor die Schellackoberfläche aufgebaut wird.

Ich kenne kein Öl, auch keine moderne Variante, das binnen eines Tages wirklich durchhärtet. Selbst die mir bekannten 2K-Varianten, bei denen ich manchmal nicht wirklich weiß, ob man da noch von "Öl" sprechen sollte, benötigen mindestens mehrere Tage bis zur Endoberfläche bzw. Wasserbeständigkeit. Öl benötigt einfach eine gewisse Zeit und die sollte man dem Material und sich geben.
Die langsame Aushärtung hat meines Erachtens gerade bei Gegenständen mit komplexer Geometrie (z.B. Schaukelstuhl) eher Vorteile, weil man so jede Ecke in Ruhe bearbeiten kann. Gerade bei handwerklich aufwändiger Fertigung kommt es auf die paar Tage Wartezeit auch nicht mehr an und beim letzten Schritt halte ich es nicht für empfehlenswert zu schludern. Schließlich bestimmt er Optik und Haptik ganz massiv mit.

Schellack ist ein ganz anderes Thema. Neben der Politur kann der auch mit dem Pinsel aufgetragen werden, Spritzen habe ich bis dato nicht versucht. Bei ebenen, großen Flächen wie Regalböden geht das anfangs mit einem breiten Pinsel und dann einem einfachen Ballen (alte Socke + zwei Lagen altes T-Shirt außenrum) sehr schnell und einfach. Ein paar Mal Zwischenschliff und man erzeugt mit einfachsten Mitteln eine wirklich schöne, haptisch angenehme seidenmatte Oberfläche. Hochglanz ist eine ganz andere Hausnummer.
Bei komplexeren Geometrien wird der Aufwand deutlich größer und ich würde es nicht unbedingt forcieren, dort mit einem so schnell trocknenden Material arbeiten zu müssen.

Wenn es langlebig sein soll und ggf. pflegeleicht, dann schau Dir evtl. mal käufliche Hart/Hartwachsöle an. Das Spektrum ist da extrem groß, auch im Markt für naturnahe/natürliche Oberflächenbehandlung. Ich habe einige verschiedene ausprobiert und die meisten haben unterschiedliche Stärken und damit Anwendungsfälle. Das fängt bei der Anfeuerung an, geht über Viskosität, Schichtbildung und Art der Trocknung (lange ölig oder recht bald harzig-klebrig) bis hin zum Geruch.
Mit ein paar weiteren Infos zum Holz und Deinen Ansprüchen an die Oberfläche könnte ich Dir vielleicht eines oder ein paar Produkte empfehlen.

Viele Grüße
Max
PoorManWoodworker
Beiträge: 26
Registriert: Fr 9. Jun 2023, 13:37

Re: Oberflächenbehandlung Leinöl + Shellack

Beitrag von PoorManWoodworker »

Fabien hat geschrieben: Sa 16. Sep 2023, 15:11
Nun habe ich zum Verständnis zwei Fragen an Dich:

- Firniss kommt Dir wegen der Sikkative nicht in Frage? Warum nicht? Weisst Du was Sikkative sind?

- Du möchtest die Langlebigkeit Deines Stuhles durch den Auftrag einer Hochglanzpolitur verlängern - wie das?

Ich würde mich dem Kommentar von Friedrich anschliessen: Aushärtende Öle ergeben wunderbare Holz-Oberflächen. Allerdings nicht glänzend, sondern eher 'Matt'. Ob es gefällt ist Geschmacksache. Für einen Stuhl würde ich zusätzlich noch Wachse mit ins Spiel holen. zb: Bienen- oder Carnaubawachs, evtl. mit (Lein oder anderem) Öl vermischt um die Streichfähigkeit zu verbessern.
Für Shellack würde ich mich nur dann entscheiden, wenn es 'Hochglanz' auf natürlicher Basis werden soll. Ansonsten wüsste ich nicht, welche Vorteile das haben soll.

Beste Grüsse,
Fabien
Moin Fabien, auch danke an dich.

Ich denke ich habe verstanden was Sikkative sind, auch wenn Max in seinem Beitrag Auf die Gefährlichkeit/Ungefährlichkeit eingeht, ich bin da eher skeptisch. Ich sage nicht, dass ich es weiß oder dass ich es besser weiß, ich bin da nur aus Erfahrungen (nicht im Holzbereich) sehr vorsichtig mit Herstellerangaben.
Und ich kann mir gut vorstellen dass es Leinölprodukte gibt, die unbedenklich sind, bei meinen Nachforschungen wurde ich aber mit Leinölprodukten erschlagen und der überwiegende Teil erschien mir nicht passend für mich.
Ich habe halt noch "Mengen" Bio-Leinöl (welches sogar günstiger ist als viele andere Leinölprodukte) vorrätig und würde die gerne verwenden bevor ich etwas anderes kaufe.

Wie ich in meinem vorherigen Post erklärte möchte, ich keine Hochglanzpolitur erzielen, sondern einige wenige Shellackanstriche nutzen.
Es gibt verschiedene Quellen auf die ich mich beziehen könnte, aber spontan fällt mir das Video von Heiko Rech dazu ein in dem er aufzeigt, dass die Oberfläche dadurch "etwas" robuster wird und bei weitem nicht so hoch glänzend.
+Verkürzung des Arbeitsaufwandes durch den Einsatz von Shellack

Den Hinweis mit dem Wachs nehme ich dankend auf, dahin gehend werde ich mit verschiedenen Anteilen testen.

Wie Leinöl durch Sauerstoff aushärtet habe ich verstanden, im Gegensatz zu nicht trocknenden Ölen. Mir geht es eher darum nachvollziehen zu können wie/warum Leinöl in Kombination mit Shellack funktioniert (funktionieren soll).

Ich habe gestern endlich eine etwas ausführlichere Erklärung zu dem Thema gefunden, ich zitiere und beziehe mich auf Nr 3) und der Autor dieses Posts geht auch darauf ein wie der Einsatz von Shellack die Trockenzeiten umgeht und ein ölähnliches Endergebnise erzielt/imitiert. In seinem langen Post empfiehlt er auch Shellack und Leinöl zu mischen, er hebt vor besonders für Drehbänke, aber aus seinen Worten entnehme ich auch dass es auch ohne den Einsatz von Hitze klappen könnte.

https://swingleydev.com/ot/get/80203/thread/

Having said all that, there are three different effects here, achieved with
variations on the method.

Variation #1.) Apply one coat of oil like any normal oil application,
letting it soak for 15 minutes to an hour, then wiping off the excess. Let
dry for a few days to a week, so the oil cures. Then build a series of
shellac topcoats for a film-finish -- I'm talking as many as 10 or 12 thin
coats of shellac. Then rub out the shellac to the desired sheen,
anywhere from satin to gloss. This should only be done on close-
grained woods, or on porous woods that have had the grain filled. This
is a formal finish, to be used on formal pieces, like a hall or sofa table,
or a display case (even a bookcase.)

Variation #2.) A shortcut version of #1, also described by Tom above,
when he quoted Jeff Jewitt. That is to use a thimbleful of oil per square
foot, rub in well, let dry for a few minutes, then proceed with a shellac
schedule of, say 4 or 5 coats, then rub it out and wax it. This results in
a slightly more satin sheen finish than (#1) above, but it's beautiful and
it's quick. It still looks like a shellac film finish, and the same rules apply

as in (#1) above -- that is, closed-pore surfaces; more formal
appearance. Only the most discriminating eye can tell the difference
between this and the first one above.

Variation #3.) Apply the oil like any normal oil application, letting it soak
for 15 minutes to an hour, then wiping off the excess. Then
immediately, while the oil is still wet, wipe it down with a shellac-soaked
rag, using plenty of shellac (the oil prevents the rag from sticking).
Don't think of this as a shellac finish. The purpose of this finish is to
mimic a close-to-the-wood, oil finish of four or five coats. Normally, four
or five coats of oil would require 48-72 hours of drying/curing between
coats (as much as two weeks to compete the finish! But with this
method of one oil coat, one immediate shellac coat, you get almost
exactly that same effect, but you are finished in an hour -- boom, done.
There's no rubbing out; but after a week, apply wax with 0000 steel wool
or abrasive pad, then use a soft-bristled, shoe-type brush to work any
excess wax out of the pores (on porous woods). Think of this as an oil
finish, to be used on open-pored surfaces, or on simple or rustic
pieces.
Die Rede ist von gekochtem Leinöl (boiled linseed oil) ohne Trockenstoffe. Nach diesem "Netzfund" und anstehenden Experimenten ist für mich noch offen ob es mit meinem nicht gekochten Leinöl auch klappt. Der Post dieses Autors bietet einiges an Inhalt, habe aber noch nicht ganz durch ob er auch darauf eingeht wie dieser Prozess von Shellack und Leinöl...

An Max, auch danke an dich, habe deinen Post zur Kenntnis genommen und eine Antwort folgt, nur kurz zu dem Thema gekochtes Leinöl:
Ich habe keine klare Antwort dazu, aber etwas mehr Suche im Internet hat ergeben, dass gekochtes Leinöl nicht zwangsweise mit Leinölfirnis gleichzusetzen ist. Das scheint wohl ein anderer Herstellungsprozess zu sein bei dem nicht unbedingt Sikkative zugesetzt werden.

Einen schönen Sonntag für euch, lange Rede kurzer Sinn nur die praktischen Erfahrungen werden es zeigen. ( ;
MarkusB
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Re: Oberflächenbehandlung Leinöl + Shellack

Beitrag von MarkusB »

Hallo Päddy,

willkommen im leisen Forum.

Ich kenne mich mit dem Thema Oberfläche nicht wirklich gut aus.
Ich verwende wie Friedrich eigentlich nur Leinöl, Leinölfirnis und Nussöl.
Das schöne am Öl ist, dass man Schadstellen punktuell nachölen kann.

Dass du dich als Neuling erst an einen Stuhl und dann sogar an einen Schaukelstuhl getraut hast finde ich bemerkenswert.

Ich würde mich über ein paar Bilder und ein paar Worte, wo die Herausforderungen lagen und wie du die gelöst hast, riesig freuen.

Viele Grüße

Markus
Fabi
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Re: Oberflächenbehandlung Leinöl + Shellack

Beitrag von Fabi »

Moin zusammen :-)

Wegen der Sikkative - eine gewisse Vorsicht, was Herstellerangaben auf chemischen Produkten angeht ist sicherlich eine gesunde Einstellung.

Vielleicht noch ein paar Worte, die das Verständniss rund um Leinöl und Sikkative vertiefen:
Um die 'Trocknungs'zeit zu verkürzen kann man das Öl Hitzebehandeln. Das ist allerdings technisch nicht ganz einfach und recht energieintensiv. Meines Wissens wird dieses Verfahren bei 'Firniss' eher nicht und nur noch bei 'Standöl' angewendet.
Dafür kommen Sikkative zum Einsatz. Das sind einfache Katalysatoren, die die chemische Reaktion beschleunigen. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten: Kobalt, Zink, Barium und Mangan sind die die mir gerade in den Sinn kommen. Bei Ölen aus dem Naturbauhaus kommt meist Mangan zum Einsatz - ob einer damit zu tun haben möchte muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich halte es für harmlos: wir nehmen es täglich mit unserer Nahrung auf (es ist in jedem Dünger enthalten, egal ob biologisch oder synthetisch) und Farb/Öl-Reste können auf dem Kompost entsorgt werden.

Nicht jeder Hersteller gibt genaue Angaben was in seinen Produkten enthalten ist, aber es gibt gute Beispiele die mit einer Volldeklaration vorangehen.
Ein Blick auf die Webseite von InVeNa - Naturbaustoffe - Verein hilft womöglich weiter.

Für die Anwendung von Shellack kann ich Dir nicht weiterhelfen, da kenne ich mich zu wenig aus.

Sodenn, ich wünsch Dir noch viel Spass und Erfolg beim Experimentieren :-)

Fabien
Karl.K
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Re: Oberflächenbehandlung Leinöl + Shellack

Beitrag von Karl.K »

Guten Morgen,

boiled linseed oil ist vergleichbar mit Leinölfirnis, denn es enthält ebenfalls Sikkative (s. englischsprachige Wikipdia). In der deutschen Wikipedia werden die unterschiedlichen Begrifflichkeiten sehr gut erklärt.

Ich gehe davon aus, dass die Sikkative, solange im Öl/Holz gebunden sind, eher unschädlich sind, ist aber meine persönliche Meinung. Kritischer wird es, wenn nach Jahren des Gebrauchs das Holz geschliffen wird, dann sollten entsprechende Maßnahmen wie Schutzmaske etc. genutzt werden. Blei darf nicht mehr verwendet werden, war früher in Bleimenninge enthalten (Metallschutzanstrich auf Leinölbasis). Ich würde hier in die technischen und Sicherheitsdatenblätter der von Dir ausgewählten Lieferfirma schauen.

Zeitangaben, wann das überschüssige Öl abgenommen werden sollte, sind aus meiner Sicht mit vorsicht zu geniessen, da sich die Leinöle durchaus unterscheiden können und auch berücksichtigt werden muss, das bei großen Flächen unterschiedlich Ölmengen aufgebracht werden können. Es muss auf jeden Fall vermieden werden, dass dass Öl klebrig wird, dann bekommst Du den Überschuss nicht mehr ab. Zusätzlich werden die unteren Schichten dann auch nicht aushärten, da der Sauerstoff durch die obere Schicht nicht hindurch diffundiert.
Ich nehme das Öl dann eher nach Gefühl ab und Öle dann noch einmal ein.

Bei der Bezeichnung "gekochtes Leinöl" gibt es meines Erachtens eine Unschärfe. Zum einen wird Leinöl erhitzt, um eine gewisse Polimerisation zu erreichen (das Öl wird dickflüssiger, die freien Ölsäuren haben sich mit Sauerstoff verbunden, die Aushärtezeit wird niedriger etc.), zum anderen wird Leinöl aber auch zum Entschleimen bei wesentlich höheren Temperaturen gekocht. Im letzteren Prozess werden Eiweißstoffe ausgeschieden und das Öl wird sehr klar. Dieses ist dann der Ausgangstoff für Ölfarben für Bilder. Leider ist wenig im Netz über die beiden Prozesse zu finden. Zum letzteren Prozess noch am ehesten im englischsprachigen Raum.

Zu den Trocknungszeiten von Leinöl kann ich nicht vuel sagen, da ich bisher die Kombination Leinöl/Schellack noch nicht ausprobiert habe. Ich habe aber Metallteile mit Eisenmenninge, also Leinöl mit Eisenoxid, als Rostschutzgrund gestrichen und anschliessend mit Leinölfarbe gestrichen. Hierzu hatte ich mir, da ich nur kleinere Flächen gestrichen habe, Proben gekauft. Diese enthielten keine Sikkative. Nach 6 Wochen war die Eisenmenninge immer noch nicht trocken, so dass ich alles wieder entfernen musste. Ich hab dann neue Proben bekommen, die Sikkative enthielten. Nach ca. 2 Wochen waren die Schichten getrocknet.

Um eine Idee zu bekommen, wie lange das von eingesetzte Produkt zu Trocknung benötigt, würde ich es daher auf Metall aufbringen und prüfen. Aber, die aufzubringende Menge muss extrem dünn sein, sonst härtet es garnicht.

Eventuell findest Du weitere Informationen bei Youtube auf dem Kanal von Lothar Jansen-Greef.

Bitte teile Deine Erfahrungen weiter mit, da es ein spannendes Thema ist.

Gruß
Karl
PoorManWoodworker
Beiträge: 26
Registriert: Fr 9. Jun 2023, 13:37

Re: Oberflächenbehandlung Leinöl + Shellack

Beitrag von PoorManWoodworker »

MaxS hat geschrieben: So 17. Sep 2023, 00:50 Nicht alle sikkativierten Öle sind heute gesundheitsschädlich, vermutlich ist das heute die absolute Minderheit. Ein Blick ins SDB hilft.

Schellack auf Öl ist nichts neues, das wurde auch schon viel früher zur Anfeuerung der Maserung gemacht - meines Wissens. Allerdings sind dabei sehr lange Trockenzeiten einzuhalten, bevor die Schellackoberfläche aufgebaut wird.

Die langsame Aushärtung hat meines Erachtens gerade bei Gegenständen mit komplexer Geometrie (z.B. Schaukelstuhl) eher Vorteile, weil man so jede Ecke in Ruhe bearbeiten kann. Gerade bei handwerklich aufwändiger Fertigung kommt es auf die paar Tage Wartezeit auch nicht mehr an und beim letzten Schritt halte ich es nicht für empfehlenswert zu schludern. Schließlich bestimmt er Optik und Haptik ganz massiv mit.

Schellack ist ein ganz anderes Thema. Neben der Politur kann der auch mit dem Pinsel aufgetragen werden...
Bei komplexeren Geometrien wird der Aufwand deutlich größer und ich würde es nicht unbedingt forcieren, dort mit einem so schnell trocknenden Material arbeiten zu müssen.

Mit ein paar weiteren Infos zum Holz und Deinen Ansprüchen an die Oberfläche könnte ich Dir vielleicht eines oder ein paar Produkte empfehlen.

Viele Grüße
Max
Da werde ich wohl noch einmal etwas intensiver Nachforschungen zu Leinölprodukten anstellen, auch was Hartwachsöle angeht.
Gerne nehme ich da einen Tip entgegen, hau raus. ( : Der Schaukelstuhl besteht aus, Nussbaum und Ahorn. Und sollte ähnlich stark angefeuert werden wie bei dem Auftrag mit reinem Leinöl.

Laut dem Autor des Posts (mein Beitrag davor) auf den ich mich beziehe und ein paar anderen, ist es möglich fast unmittelbar danach mit dem Shellackauftrag zu beginnen.
Das wäre ja, für mich, der große Clou an der Sache.

Der Einwand mit den Vorteilen der Einarbeitung des Öls aufgrund komplexer Geometrien ist auf jeden Fall ein sehr plausibler, das hatte ich nicht bedacht.

Kannst du einschätzen ob es mit Socke (Shirt) o.ä einfacher ist bei dem Shellackauftrag diese Streifen, Spuren, Bahnen...? zu vermeiden, wie man es hier und da vom Auftrag mit Pinseln kennt?

---

Markus:
Danke erst einmal für deine warmen Worte, die Lernkurve war exorbitant steil oder anders gesagt, es lief nicht alles nach Plan und zukünftig würde ich ein paar Sachen anders machen, so wie einige Arbeitsschritte anders anordnen. ( ;
Bis jetzt gibt es nur ein Bild, dass war der Stand, nachdem ich mit dem Schweifhobel alles einigermaßen fein ausgearbeitet habe, die Teile im Großen und Ganzen passfertig waren und einmal trocken zusammen gebaut wurde.
Ich habe mich bei dem Schaukelstuhl an dem Modell von Jonathan Otter ( https://canadianwoodworking.com/project ... ing-chair/ ) orientiert. Jedoch die Streben bei den Armlehnen, die Armlehnen variiert und mich beim Rahmen, die Armlehne mittragen und Kopflehne halten, eher an Sam Maloofs bekannten Ausführungen orientiert. Stuhlbeine etwas geschwungen ausgeformt, da mir etwas mehr Dynamik gut gefällt.
Ich habe an den ersten Tagen erst alle Teile mit dem Schindeleisen, Fassschaber, Ziehmesser aus Stämmen/Ästen (Kopflehne, Armlehnen, Stuhlbeine) grob geformt, bzw. Bretter zurecht gesägt und alles grob ausgearbeitet (Streben auf Maß gehobelt und dann mit dem Zapfenschneider von Veritas feiner geformt), Sitz verleimt, Löcher in den Sitz gebohrt und dann den Sitz ausgearbeitet.
Da ich keine Möglichkeit habe Holz zu biegen, sind Kopflehne und auch andere Teile nicht so extrem gebogen. Einzeichnen, grob ausformen, feiner ausarbeiten ist viel Arbeitsaufwand, technisch nicht sooooo anspruchsvoll.
Da ich kein >6cm starkes und 50*50cm Stück Holz hatte, habe ich zwei Bretter verleimt. Es sind minimale Leimfugen hier und da zu erkennen, das Plan hobeln fällt mir noch schwer.
Wirkliche Herausforderungen gab es 2 (wobei zweite mich wirklich Nerven gekostet hat) für mich:
-Das gleichmäßige Bohren der Löcher in den entsprechenden Winkeln, da die Streben bei den Armlehnen, z.B., in zwei Richtungen geneigt. Es gibt entsprechende Vorrichtungen die den Sitz so positionieren dass es möglich ist im 90 Grad-Winkel zu bohren, ich habe es mit Schmiege, Augenmaß und viel Feingefühl gemacht. 2 oder 3 Löcher habe ich gefüllt und neu gebohrt. Sieht man auf der Oberseite (in der Vergrößerung) an der rechten Armlehne, mittlerweile habe ich das symmetrisch angeordnet auch an der anderen Armlehne gemacht, so dass es eher als optische Verzierung wirkt.
-In die Stuhlbeine die Schlitze einzusägen und auszuarbeiten, da die Stuhlbeine schon gerundet/oval waren und ich sie nicht richtig einspannen konnte, außerdem sind die Stuhlbeine vorne und hinten nicht gleich lang, so dass die Kufen nach hinten absinken. Das hatte ich erst nicht berücksichtig, die Nachbearbeitung wurde dann zur Murkserei.
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