eingesetzte Nußbaum-Furniere passend beizen - Honigton

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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herrdeh
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Registriert: Sa 29. Apr 2023, 11:08

eingesetzte Nußbaum-Furniere passend beizen - Honigton

Beitrag von herrdeh »

Moinsen,

bin grade endlich dabei, einen Haufen Schadensstellen an meinen geerbten Möbeln - überwiegend 1920er Biedermeier Stilmöbel - zu beheben. Das meiste ist Nußbaum furniert, das Holz meist deutlich verblichen und die alte Politur hat sich gelb-braun (irgendwo zwischen Wald- und Wiesenhonig) verfärbt. Schaut eigentlich recht schön aus...

Wenn ich nun Furnier einsetze, ist dieses viel brauner, aber weniger gelblich. Gibt es ein Standard-Verfahren, neues Nußbaumholz an das alte verblichene farblich anzupassen? - Oder einfach 20 Jahre warten...(:

Dank und Grüße, Wolf
MaxS
Beiträge: 1587
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: eingesetzte Nußbaum-Furniere passend beizen - Honigton

Beitrag von MaxS »

Moin Wolf,

Du könntest Versuche mit chemischen Bleichen der Furniere machen; dabei sollte man sehr vor- und umsichtig vorgehen, um weder sich selbst noch das Möbel zu beschädigen. Die verwendeten Bleichmittel sind in der Regel eher aggressiv, z.B. Wasserstoffperoxid. Unbedingt Vorversuche machen und evtl. das Furnier vor dem Einsetzen bleichen.

Die andere Variante wäre eine ganz normale lasierende Retusche, die idR nach der Porenfüllung und zumindest einer Schicht Schellack aufgebracht wird. Es gibt verschiedene Bindemittelsysteme mit entsprechenden Löslichkeiten im Handel, von Aquarellfarben über welche, die mit NC-Verdünnung funktionieren bis hin zu schellackbasierten Farben. Das hat alles seine Vor- und Nachteile in Bezug auf Haftung, Trocknung und Überpolierbarkeit.
Allerdings kann so eine Retusche im Lauf der Jahre / Jahrzehnte ggf. sichtbar werden, wenn sich das umgebende Material weiter verfärben sollte.

Natürlich sollte man auch in der Funierauswahl umsichtig sein und da bereits auf hellere Blätter zurückgreifen, evtl. Euro-Nuss-Splint.

Vielleicht gibt es noch weitere Verfahren / Möglichkeiten - ich kenne die beiden.

Grüße
Max
herrdeh
Beiträge: 11
Registriert: Sa 29. Apr 2023, 11:08

Re: eingesetzte Nußbaum-Furniere passend beizen - Honigton

Beitrag von herrdeh »

Moinsen,

vielen Dank für die Antwort, der Austausch ist doch sehr hilfreich dabei, sich aus der eigenen gedanklichen Kreislaufwirtschaft zu befreien... (;

Vor Jahren hab ich mal ein Stückchen Mahagonifurnier für ein Bootsdeck mit Chlorbleiche gebleicht. Optisch war das 1a, ist aber nach kurzer Zeit unter Glasfaser-Überzug und 2k-Lackierung (igitt) gerissen. Vielleicht wäre eine 3%ige Wasserstoffperoxidlösung schonender - aber ich bin skeptisch.

Aber absolut naheliegend ist natürlich die Idee, einfach helleres Furnier zu nehmen. Da hätt' ich ja mal selber draufkommen können. Und dann kann man schauen, welcher Schellackton dem status quo am nächsten kommt.

Dank und Grüße, Wolf
Ulrich Leimer
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Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: eingesetzte Nußbaum-Furniere passend beizen - Honigton

Beitrag von Ulrich Leimer »

Hallo,
dieser gealterte Honigton, der bei schellackpolierten Möbeln entsteht, ist eine Mischung aus UV-Bleiche, verflogener Ölanfeuerung und trocknender Bimsmehl-Grundierung. Diesen Ton einigermaßen zu treffen, halte ich persönlich für nahezu unmöglich.
Wird auch nur selten angestrebt. Eher versucht man, den ursprünglichen Farbton, dieses satte dunkelbraun oder dunkelrot von Mahagoni wieder herzustellen. Die Restauratoren sind zwar auch der Meinung, eine Aufarbeitung würde dem Wert des Möbels schaden und es abwerten, da es die Patina entfernt. Das halte ich aber für ziemlichen Quatsch. Früher wurden schellackpolierte Möbel regelmäßig vom Polierer aufpoliert, so als würde man einen verschmutzten Teppich reinigen. Dagegen würde sich ja auch niemand sperren.
Ich würde an unauffälliger Stelle mal mit sehr dünnflüssigem Öl, z.b. Petrolium, das Holz wieder anfeuern. Das dringt durch den Schellack und stellt oft die ursprüngliche Verfasstheit wieder her. Das muss man natürlich mögen, klar.

BG Uli
flüsterholz
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Registriert: Mi 26. Okt 2022, 21:59

Re: eingesetzte Nußbaum-Furniere passend beizen - Honigton

Beitrag von flüsterholz »

Hallo Wolf
Wenn Du die alte Oberfläche des Möbels entfernt hast und neu ölst, oder was immer du vorhast, wird das alte Nussbaum in der Regel eh wieder dunkler. Den genauen Farbton des alten Furniers, kannst du nach dem Entfernen der Oberfläche, durch Auftragen von Alkohol (Spiritus, Ethanol) schon ziemlich genau vorhersehen. Der verdunstet dann schnell wieder.
Gruß Michael
herrdeh
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Registriert: Sa 29. Apr 2023, 11:08

Re: eingesetzte Nußbaum-Furniere passend beizen - Honigton

Beitrag von herrdeh »

Ulrich Leimer hat geschrieben: Sa 13. Mai 2023, 16:41 Ich würde an unauffälliger Stelle mal mit sehr dünnflüssigem Öl, z.b. Petrolium, das Holz wieder anfeuern.
Dank für diesen Tip. Meinst Du das handelsübliche "Petroleum" - oder gibt es ein "Petrolium'", von dem ich noch nichts gehört habe (und die Tante G**gl auch nicht...)

Dank und Grüße, Wolf
Ulrich Leimer
Beiträge: 474
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Re: eingesetzte Nußbaum-Furniere passend beizen - Honigton

Beitrag von Ulrich Leimer »

Hallo Wolf,

ganz normales Petroleum, oder jedes andere säurefreie dünnflüssige Öl. Das mit dem "Oberfläche entfernt hast..." würde ich lassen. Dann muss man die ganzen Lackschichten wieder aufbauen. Am Ende schöner, für jemanden, der das kann...Wenn nicht, Öl und gut abwischen die Oberfläche, nicht zu viel und schön vorsichtig. Muss schließlich alles durch den Schellack und die Grundierung, also das Bims, durch und ins alte Furnier einwandern. Das dauert schon und ist aufwändig, aber zu vollständiger Restauration eine gute Alternative. Sagt der Polierer.

BG Uli
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